Lissabon, Portugal

Carolin Neumann

von Carolin Neumann

Story

Dunkelheit, Fey war von nichts als Dunkelheit umgeben, als sie mit höllischen Kopfschmerzen wieder zu sich kam.

Die letzten Momente waren wie ausgelöscht, sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie hierher gekommen war und jeder Gedanke daran, jeder Versuch sich zu erinnern, führte nur dazu, dass ihre Kopfschmerzen schlimmer wurden.

Und als sie dann ihre Schläfen reiben wollte, bemerkte sie, dass dies nicht möglich war. Ihre Hände waren gefesselt, lagen auf ihrem Rücken, festgebunden an den Stuhl, auf dem sie zu sitzen schien. Zumindest fühlte es sich wie ein Stuhl an. Ein harter Holzstuhl in irgendeinem dunklen Raum.

Panik machte sich in ihrer Brust breit und sie begann nach Hilfe zu rufen, aber kein klares Wort verließ ihren Mund. Klebeband.

Wie konnte sie weder die Fesseln, noch das Klebeband bemerkt haben, als sie zu sich gekommen war? Es fühlte sich an, als würden die Seile sich in ihre Handgelenke schneiden, als würde die fehlende Möglichkeit durch den Mund Luft holen zu können, ihr das Atmen erschweren. Das nicht direkt zu bemerken schien unmöglich.

Aber die Kopfschmerzen, diese unglaublichen Kopfschmerzen, waren wohl definitiv am präsentesten.

Sie versuchte sich daran zu erinnern, was am Abend geschehen sein könnte. Sie war mit Freundinnen unterwegs, zunächst waren sie in einem Club, hatten getanzt und gefeiert, bevor es sie in eine Bar gezogen hatte. Dort, wo man sich ruhiger unterhalten konnte und die Getränke kein Vermögen kosteten, hatten sie sich in eine Nische gesetzt und geredet. Sie waren wohl alle schon deutlich angetrunken, wenn nicht gar betrunken, aber sie konnte sich noch an alles erinnern, wusste, dass sie nur zwei Cocktails hatte, bevor da nichts mehr war. Zwei Cocktails und ihre Erinnerungen waren komplett weg.

Jemand musste ihr etwas in die Getränke gemischt haben.

Sie dachte nach, überlegte, welche Leute dort alles waren, wer auffällig gewesen sein konnte, denn angesprochen hatte sie niemand und es war auch nicht sonderlich voll gewesen.

Aber so sehr sie es auch versuchte, sie konnte sich bei weitem nicht vorstellen, wer es gewesen sein könnte, wann jemand etwas in das Getränk hätte mischen können. Sie hatten den Tisch nicht verlassen. Und der Barkeeper…

Die Erinnerungen war zu schwach und den Gedanken an ihn konnte Fey jedoch nicht weiter ausführen, denn mit einem lauten Knatschen ging eine Tür auf, direkt gegenüber von ihr, keine drei Meter entfernt. Ihr Herz fing direkt an schneller zu schlagen, ihr Atem beschleunigte sich, als sie in das Gesicht des Brünetten sah, der ihnen gestern noch die Drinks verkauft hatte.

Und dann… das Licht schien in den Raum und gab den Blick auf Zara frei. Der leblose Körper ihrer Freundin, mit der sie am Abend unterwegs war, war an einen Stuhl gefesselt und in diesem Moment wusste Fey, dass sie den nächsten Tag nicht mehr erleben würde.

© Carolin Neumann 2022-08-24

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