Die meisten Menschen haben schon von den Riesenschildkröten gehört, die auf den Galapagos-Inseln leben. Leider gibt es dort heutzutage viele Hybrid-Schildkröten, dafür sind aber manche Unterarten ausgestorben.
Diese Unterarten sollen durch Rückkreuzungen wieder zum Leben erweckt werden, so das Ziel der Wissenschaftler der Charles Darwin Forschungsstation auf Santa Cruz. Dies war auch der Grund, warum der 2012 verstorbene „Lonesome George” 1971 hierher verbracht wurde, nachdem man ihn als letzten seiner Art (Chelonoidis nigra abingdonii) durch Zufall auf der Isla Pinta gefunden hatte. Auf der ganzen Welt suchte man nun nach einem Weibchen für ihn, das, wenn schon nicht den gleichen, so doch einen ähnlichen Genpool mitbringen sollte.
So manche Schildkrötendame wurde von weit her zu George ins Gehege gebracht, aber leider waren sämtliche Eier, die diese Damen legten, nicht befruchtet.Schließlich erlag er als Einhundertjähriger einem Herzleiden. Die Obduktion ergab, warum sich kein Nachwuchs einstellen wollte: Sein Samenleiter war vier Zentimeter zu kurz. Lonesome George wurde einbalsamiert, in verschiedenen Städten ausgestellt und kehrte dann wieder zur Darwin-Station zurück, wo er in einem kühlen Gebäude ohne Licht ausgestellt wird. Und auch für tote Riesenschildkröten gilt hier das Blitzlichtverbot.
Für die Wissenschaftler war Georges Tod zunächst das Ende seiner Art. Doch kurz nach meiner Heimkehr von den Galapagos-Inseln teilte Spiegel Online am 03.02.20202 mit, dass auf Isabella ein Riesenschildkröten-Weibchen gefunden worden wäre, das in direkter Abstammungslinie zu George steht. Zudem hätten die Forscher auf der Insel Floreana weitere elf Männchen und achtzehn Weibchen einer Riesenschildkröten-Art gefunden, die ebenfalls als ausgestorben galt.
„Wir sind alle sehr aufgeregt“, schrieb mir Reiseleiterin Stefanie per E-Mail, als ich sie nach dem Wahrheitsgehalt dieser Meldung fragte. „Vermutlich wird es bald wieder eine Expedition nach Isabela geben, um nach weiteren Schildkröten dieser Art zu suchen und hoffentlich taucht dabei sogar ein reines Elternteil auf. Wir haben alle große Hoffnungen!“
© Brigitte van Hattem 2021-02-26