von Margit Harasym
Jetzt zähle ich 59 Lenze und habe in diesem Leben schon bei einigen Dingen versagt. Also wenn man es denn wirklich „Versagen“ nennen kann. Mich selbst beschwichtigend war es vielleicht eher ein „Unvermögen“ (Ehe). „Teilweises Scheitern“ (Kinder) und „Überhöhte und daher nicht erfüllte Erwartungen“ (Ehe, Kinder und noch zirka 100 andere Sachen).
Mein kläglichstes Scheitern allerdings bezieht sich auf insgesamt 4 Wohnungen, in denen ich bisher gelebt habe und es nicht in einer einzigen zusammen gebracht habe, eine langfristige Sackerl-Aufbewahrungs-Ordnung zu halten. Habt ihr auch so ein „Sackerl-Eck“ – im Abstellkammerl, in der Küche, in einem Kastl? Ich versuche es wirklich immer wieder, ich gelobe es mir stets jedes Mal auf´s Neue und beschließe es jetzt aber WIRKLICH anzugehen: Die großen Papier-Sackerln in ein großes Papier-Sackerl. Dort gehören sie hin, dort findet man sie wieder. Glaubt man. Komischerweise droht diese, meiner Meinung nach relativ sinnvolle Strategie, nach kürzester Zeit flugs in Vergessenheit zu geraten. Da sind auf einmal auch kleine Sackerln drin. Wo kommen die her? Ich wohne alleine, wer hat die dort rein getan? Keine Ahnung! Die haben sich einfach vermischt. Nachts vielleicht. Leise und unauffällig, wie mir zu Fleiß. Auch die wenigen Plastik-Sackerl, die es noch gibt, werden extra gelegt, gestapelt, in einem großen Plastik-Sackerl verstaut, damit man sie schnell findet, wenn man sie braucht. So richtig stabile Plastik-Sackerl sind ja rar heutzutage. Frau braucht sie bei Regenwetter, für nasses Zeugs aller Art, für Dinge, die man ein wenig stilvoller als in einem Papier-Sackerl transportieren möchte.
Dann gibt es da noch die nicht mehr soo schönen Stoff- und Plastik-Sackerl, sie werden als Schuh-Sackerl separat geschlichtet. Man kann ja nie wissen, wie viele man auf Reisen braucht, nach Wanderungen, für den Sport. Schuh-Sackerl sind wichtig! Nicht zu vergessen die Geschenk-Sackerl, die man bekommt, aber nicht wegschmeißen mag. Die werden in einem extra-großen, anderen Geschenk-Sackerl verstaut, damit man gleich von außen weiß: Holla, da sind jetzt die Geschenk-Sackerl drin. Ein Griff – so fantasiere ich regelmäßig – und ein Geschenk wäre hurtigst verpackt. Natürlich bekommen auch die extra-großen Sackerl ihren ihnen angestammten und zugedachten Platz, in einem riesigen IKEA-Sack, auch leicht von außen zu erkennen, was schlussendlich drin ist.
So weit, so gut. Es herrscht eine fast heilige Ordnung im Sackerl-Lager. Aufatmen! Etliche hat man aussortiert (diese Sackerl-Sammlerei kann durchaus ausufern), also sollte jetzt einmal für die nächsten Jahre Ruhe sein mit der ewigen Suche nach dem richtigen Sackerl. Mitnichten! Irgendwann, unbemerkt, gerät diese trügerische Sicherheit aus den Fugen: Ungehemmt rutschen und gleiten die Sackerl durcheinander, vermischen sich unerlaubterweise, fallen aus der Reihe und zu Boden. Ein wildes Durcheinander, eine Sackerl-Anarchie, ein Aufstand droht! Ich verpasse jedes Mal den Zeitpunkt, an dem es kippt.
Gott sei´s gedankt, sind die Weihnachts-Sackerl im Keller, in einem großen Weihnachts-Sackerl! Da können sie nichts anstellen und im nächsten Advent habe ich die Illusion, dass ich zumindest dort wohlorganisierte Herrin meines Sackerl-Chaos bin.
© Margit Harasym 2025-03-18