Madame Lillyfee

Um 5:30 Uhr morgens, genau wie jeden Tag, weckt mich ein sanfter Stups gegen meinen Kopf. Madame Lillyfee, die schielende Siamkatze mit einer Persönlichkeit, die so einzigartig ist wie ihre schiefen Augen, hat beschlossen, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Ihr „Mmmh“ klingt ungeduldig, ein sanfter, aber bestimmter Hinweis darauf, dass sie hungrig ist. Ihre Verfressenheit ist legendär; wenn es um ihr Frühstück geht, kennt Lilly keine Gnade.

Mit schlaftrunkenen Augen stehe ich auf und folge ihr in die Küche, wo sie bereits ungeduldig mit dem Schwanz wedelt. Ihre Fähigkeit, sich auszudrücken, ist erstaunlich; jedes „Miau“ und „Mmmh“ trägt eine klare Botschaft. Heute ist die Botschaft unmissverständlich: Eile ist geboten.

Nachdem ich das Futter in ihre Schale gegeben habe, wirft sie mir einen Blick zu, der Dankbarkeit und Zuneigung ausstrahlt, bevor sie zu fressen beginnt. Währenddessen bereite ich meinen Kaffee vor.

Später, angeleint und bereit für unser Abenteuer, treten wir gemeinsam nach draußen. Unsere Spaziergänge sind nie einfach. Lilly, trotz ihrer anmutigen Erscheinung, faucht jeden Kater der Nachbarschaft an, den wir treffen. Alle außer einem: Bruno, ihren Bruder. Ihre Akzeptanz ihm gegenüber zeigt, dass selbst die wildesten Herzen Raum für Familie und Liebe haben.

Von Lilly lerne ich täglich. Ihre einzigartige Art zu „sprechen“ erinnert mich daran, wie wichtig es ist, auf die ungesagten Worte zu achten, die oft mehr aussagen als die laut ausgesprochenen. Ihre Entschlossenheit, ihre Unabhängigkeit innerhalb unserer gemeinsamen Spaziergänge zu bewahren, zeigt mir, dass Freiheit auch in der Sicherheit gefunden werden kann.

Am meisten lehrt mich Lilly aber über die Bedeutung von Routinen, von den kleinen Ritualen, die unseren Tag strukturieren und uns Halt geben. Ihr morgendlicher Stups ist nicht nur ein Weckruf für Futter, sondern auch ein tägliches Erinnern an die einfachen Momente des Lebens, wie die Liebe einer Katze, die die wertvollsten sind.