von LinaLilaWolken
Auch wenn unsere Reise nach Paris mehr als nur spontan war, buchten wir dennoch im Voraus Tickets für eine Führung im Schloss Versailles. Wir hatten uns den Termin für Donnerstagvormittag gesichert und fuhren frühzeitig mit dem Zug los. Zuvor hatten wir uns wie jeden Morgen bisher in Paris, in einer kleinen Bäckerei mit Frühstück eingedeckt. Dadurch sparten wir uns eine Menge Geld, da das Hotel pro Person für das Frühstück ziemlich viel Geld verlangte. Aber wo, wen nicht in Paris, konnte man sich an jeder Ecke mit den verschiedensten Leckereien eindecken?
Als wir an der Haltestelle ankamen, suchten wir den angegebenen Treffpunkt auf und trafen dort auf unseren Tourguide und die restliche Gruppe. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu dem Schloss und während wir eine Allee entlang liefen, kamen wir immer näher. Die Ausmaße des Schlosses nahmen Gestalt an. Imposant thronte es auf einem seichten Hügel. Schon von weitem konnte man die goldenen Ornamente in der Sonne glitzern sehen. Aufgeregt griff ich nach der Hand meines Freundes. Wie lange hatte ich auf diesen Besuch gewartet? Ich hatte etliche historische Romane gelesen, in welchen das Schloss die Kulisse bildete.
Zunächst erhielten wir Kopfhörer und ein kleines Funkgerät, damit wir unseren Tourguide trotz der vielen Besucher und Stimmen verstehen konnten. Die junge Frau hatte einen herrlichen französischen Akzent im Englischen und ihre ruhige Stimme, machte die Tour sehr angenehm. Schließlich ging es los. Wir begannen in einem großen Raum mit beeindruckenden Malereien. Eine Kapelle schloss sich direkt daran an.
So ging es Raum für Raum weiter. Wir sahen viele Gemälde, Deckenmalereien, Statuen, Gemächer und Empfangszimmer. Wir lernten viel über die damalige Zeit und die Verhältnisse von der Königsfamilie und ihren Bediensteten (im wahrsten Sinne des Wortes).
Besonders eindrucksvoll war der weltberühmte Spiegelsaal. Die vielen Spiegel ließen den Raum heller und größer wirken als er eigentlich war. Wie es wohl war einen Ball hier erlebt zu haben? Durch die deckenhohen Fenster konnte man bereits einen Blick auf die Gärten erhaschen, welche sich bis zum Horizont erstreckten.
„Was glaubst du, gibt es hier mehr Statuen oder Gemälde?“, fragte ich meinen Freund. „Schwierig, da hier ja alles bemalt ist“, gab er zurück. „Glaubst du denn, dass es mehr Fenster oder Türen gibt?“ Ich überlegte und es dauerte nicht lang bis ein lustiges Ratespiel begann. Irgendwann wurde es ganz verrückt à la „Gibt es mehr Nippel an Statuen oder Personen die hier je gelebt haben?“ Nie kannten wir die genaue Antwort.
Die Tour endete und wir bedankten uns mit kleinem Trinkgeld bei unserem Tourguide. Anschließend besichtigten wir die Gärten auf eigene Faust. Ordentlich angelegt und gepflegt luden sie ein zum Spazieren und in die Sonne setzten. Das Wasser einiger Brunnen tanzte sogar zur Musik und schoss zu klassischen Tönen fröhlich in die Luft. Es war ein perfekter, sonniger, königlicher Tag.
© LinaLilaWolken 2022-08-02