Mademoiselle Matilda | 1

Alexandra Hassler

von Alexandra Hassler

Story

Ich habe meine Komfortzone verlassen. Zu Hause in Wien. In dem Moment, es war 7:30 Uhr, als ich schluchzend und schniefend in den Zug sprang und meinen Eltern winkte. So schmerzhaft dieser Moment auch war, spürte ich doch auch etwas Leichtigkeit darin.

Um viertel nach fünf Stand ich am Gare de Strasbourg-Ville. Die ganze Zugfahrt lang war ich nervös und mein Kopf war voll mit Gedanken. Als ich endlich in meinem Uber saß, fiel meine Anspannung und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich träumte davon, roten Lippenstift zu tragen, in Cafés überteuertes Gepäck zu frühstücken und meinen Kleiderschrank um Baskenmützen jeglicher Farbe zu erweitern.Der Taxifahrer riss mich aus meinen Träumereien, indem er mich fragte, ob ich länger hier sei. Ich musste schmunzeln, als ich seine Frage bejahte. In diesem Moment realisierte ich meinen Umzug und eine Welle voll Mut überkam mich. Vollkommen überwältigt erzählte ich dem Fahrer von meiner Kündigung und von der trostlosen Zeit, meinen Entschluss umzuziehen und dass ich in der Ferienwohnung meiner Großeltern leben werde.Solche Offenheit gegenüber Fremden war ich nicht gewohnt. Doch ich war bereit, unbekannte Seiten von mir selbst kennenzulernen. Ich begrüßte dieses neue Kapitel in meinem Leben.Ich bin die Protagonistin dieses Buches namens „mein Leben“. Leider brauchte ich 23 Jahre um dies zu begreifen. Und ich brauchte Nika.Nach meiner Ankunft überreichte sie mir die Schlüssel für mein neues Zuhause. Während ich meine erste warme Mahlzeit an diesem Tag genoss, eine traditionelle französische Quiche Lorraine mit Speck, Ei und Käse, erzählte mir Nika über das Leben in Strasbourg. Juni und August sind die heißesten Monate und die meisten Einwohner fahren zu dieser Zeit ans Meer. Viele machen auch Tagesausflüge nach Paris. Mit dem TGV fährt man nur zwei Stunden in die Hauptstadt. „Ich begleite dich liebend gerne, falls du einmal einen Ausflug planst“, sagte sie zur mir und reichte mir einen Zettel mit ihrer Telefonnummer. Außerdem solle ich mich bei Frage melden, oder wenn ich eine Freundin bräuchte.

In den kommenden Tagen meldete ich mich nie bei ihr. Doch man sieht sich immer zweimal. Gott sei dank!

© Alexandra Hassler 2022-08-11

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