Magisches Franz Joseph Land

Franz Herzog

von Franz Herzog

Story

Das Franz-Joseph-Land, der nördlichste Archipel der Arktis, wurde 1873 von der österreichisch-ungarischen Nordpol-Expedition unter Julius Payer und Carl Weyprecht entdeckt. Die MĂ€nner der Expedition waren ĂŒber ein Jahr lang mit ihrem Schiff „Admiral Tegetthoff“ im driftenden Eis gefangen, bis sie endlich Land sichteten. Schließlich mussten sie das Schiff verlassen und konnten sich unter unvorstellbaren Strapazen mit ihren Rettungsbooten, die sie ĂŒber das Packeis zogen, nach Nowaja Semlja in Sicherheit bringen.

Heute reisen Touristen mit russischen Eisbrechern auf den Spuren der Entdecker in die polare Wildnis und erleben die Magie der Arktis.

Seevögel gleiten schwerelos ĂŒber die Wellen des arktischen Ozeans und treffen auf erste Eisschollen des Polarmeeres. Der tiefblaue Himmel spiegelt sich im glatten Meer und die Sonne blitzt in den Schmelzwasserseen des Packeises auf, als wollte sie die Formen und Umrisse der Eisgebilde nachzeichnen.

Vulkaninseln ragen aus dem Wasser. In der Ferne schimmern Gletscher zwischen schwarzen Felsen. Der mĂ€chtige Schiffsrumpf der „Kapitan Dranitsyn“ schneidet sich durch Meter dickes Packeis, das zu kippenden Platten zerbricht.

Julius Payer zeichnete das Dreimaster-Segelschiff, vom Eis eingeschlossen. Was fĂŒr ein Unterschied zu dem modernen Eisbrecher, der mit 24.000 PS selbst einen völlig zugefrorenen Ozean durchpflĂŒgen kann. Die Mannschaft von damals ist in voller Aufregung. EisbĂ€ren sind ihnen bereits bedrohlich nahe. Die Touristen auf dem Kreuzfahrtschiff können dagegen herumstreifende EisbĂ€ren gefahrlos vom Schiff aus beobachten. Gefahrlos auch fĂŒr den EisbĂ€ren, denn er muss nicht abgeschossen werden. Unglaublich, wie Payer in der arktischen KĂ€lte ohne Handschuhe seine kunstvollen Zeichnungen angefertigt hat. Sie vermitteln uns die unvorstellbaren Strapazen, mit denen die Mannschaft Schlitten und AusrĂŒstung ĂŒber das zerklĂŒftete Packeis zieht, um der jahrelangen, eisigen Gefangenschaft doch noch zu entkommen. Julius Payer erkundet und erforscht zu Fuß den neu entdeckten Archipel, den er nach dem Kaiser „Franz-Joseph-Land“ nennt.

Plötzlich taucht neben unserem Schlauchboot das erste Walross auf und lĂ€sst sich im Strahl des Motor-KĂŒhlwassers voller Begeisterung eine ausgiebige Munddusche angedeihen.

Vorsichtig nĂ€hert sich unser Schiff bizarr geformten Eisbergen im blauen Licht, ein fantastisches Erlebnis. Dann taucht scheinbar aus dem Nichts ein EisbĂ€r auf. Er trottet am Bug vorbei, springt behĂ€nde ĂŒber WasserpfĂŒtzen, wĂ€lzt sich am Boden und sieht sich nach dem Schiff um. Hunderte Kilometer streift er hungrig ĂŒber das Packeis auf der Suche nach einer Robbe.

Auf den steilen Vogelfelsen brĂŒten tausende Dickschnabel-Lummen, Krabbentaucher und Dreizehenmöwen und bringen mit ihrem Dung die karge arktische Landschaft zum ErblĂŒhen. Unweit des Schiffes tauchen Buckelwale auf. Doch der EisbĂ€r, er schlĂ€gt alles.

© Franz Herzog 2019-06-26

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