Mal wieder zu viel

Laura-Sophie Thies

von Laura-Sophie Thies

Story

Durch das Rascheln von einer Bettdecke werde ich wach. Verschlafen reibe ich mir die Augen und schaue an die Zimmerdecke. Langsam richte ich mich auf und blinzele in die Dunkelheit. Mir fällt als Erstes auf, dass ich in meinem eigenen Bett liege. Zumindest habe ich es nach gestern Abend in meine eigene Wohnung geschafft und sogar die Jalousien runter gelassen. Neben meinem Bett steht eine kleine Lampe auf dem Boden, die ich anknipse, um herauszufinden, was vor sich geht.
Alter, ist das hell! Sofort schießt ein stechender Schmerz durch meinen Kopf. Das Glas Wodka hätte ich nicht mehr anrühren sollen.

Mit zusammengekniffenen Augen wende ich mich nach links und öffne vorsichtig mein linkes Auge. Erst sehe ich alles verschwommen vor mir, doch so langsam lichtet sich der Nebel und ich sehe gestochen scharf. Schwarze Haare, die auf einem Kissen ausgebreitet sind, eine nackte Schulter die unter der Bettdecke hervorlugt. FUCK! Wenn ich trinke, und ich rede nicht von Mineralwasser, hab ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Verdammt!!!

Vorsichtig, um das daneben mir nicht zu wecken, verschwinde ich auf die Toilette und erleichtere mich erst einmal, spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht und nehme anschließend zwei Kopfschmerztabletten auf einmal. Ja, ich weiß, soll man nicht, aber puh das, was da in meinem Kopf gerade Krieg führt, ist nicht von schlechten Eltern. Als ich einigermaßen ansprechbar aus dem Badezimmer komme, regt sich dieses Ding in meinem Bett und gähnt laut auf. Ich hasse solche Morgen, ich muss lernen das unter Kontrolle zu bekommen.

Langsam gehe ich zum Fenster, um mit einem Ruck die Jalousien nach oben zu ziehen.
Ein Schrei ertönt vom Bett, gefolgt von deftigen Flüchen. Mit einer Hand vorm Gesicht, um sich vor der einfallenden Sonne zu schützen, richtet sie sich auf, dabei rutscht ihr die Bettdecke nach unten, die zwei wohlgeformte Brüste enthüllen.

>>Du hast 5 Minuten um Dich fertig zu machen, danach bist Du verschwunden.<<, sage ich mit kalter Stimme und verschwinde aus dem Schlafzimmer.
In der Küche bediene ich währenddessen die Kaffeemaschine, die sogleich meine Tasse mit einem starken Muntermacher füllt. Gerade als ich den ersten Schluck nehmen möchte, höre ich auch schon die Schlafzimmertür laut knallen, gefolgt von einem >>Arschloch<< und einem weiteren Knallen der Haustür.

Endlich Alleine. Genussvoll trinke ich meinen Kaffee aus, bereite alles fürs Frühstück vor, öffne ein Fenster im Schlafzimmer um frische Luft hineinzulassen, wechsle die Bettwäsche und schmeiße die schmutzige in die Waschmaschine. Nach einer heißen Dusche bin ich dann endgültig fit. Gerade als sich die Glocken der Kirche, die sich die Straße runter befindet, um 9 Uhr ihr Konzert zum Besten geben, höre ich jemanden in die Wohnung kommen.

>>Schatz ich bin wieder Zuhause. Boah, du weißt gar nicht was heute in der Nachtschicht alles los war in der Notaufnahme.<<, beginnt sie zu erzählen und wirft dabei die mitgebrachten Brötchen auf den Tisch, um mich dann lächelnd auf den Mund zu küssen.

© Laura-Sophie Thies 2022-12-16

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