Mama, i wĂĽ hoam

Lina Maria Unteregger

von Lina Maria Unteregger

Story

Endlich Urlaub. Zehn Tage griechische Sonne, Strand, Meer und das Wichtigste: All-Inclusive-Buffet. Kein Nachdenken ĂĽber den Wocheneinkauf, kein Nachdenken ĂĽber den MenĂĽplan („Was kann ich kochen, das meinem Kind auch schmeckt und wir nicht die letzten drei Tage schon gegessen haben“) – wahrer Luxus. Apropos Kind…

Dass meine Tochter wohl langsam ein richtiger Teeny wird, kommt immer deutlicher zutage. Schlafen am liebsten bis Mittag, 24/7 mürrisch, so cool, dass man sich beinahe Frostbeulen zuzieht. Wo ist nochmal mein kleiner Sonnenschein hin? Ich erinnere mich an meine eigene Pubertät und weiß, dass ich mich immer noch glücklich schätzen kann. Ich hoffe, dass in diesem Fall der Apfel etwas weiter vom Stamm fällt, als man es ihm nachsagt.

Wir befinden uns auf Rhodos. Der erste Tag verläuft überraschend entspannt, dem kleinen Wesen entlockt es doch tatsächlich gute Laune, spätestens als sie die abendlichen Runden “Uno” allesamt gewinnt und dabei alkoholfreie Cocktails schlürft.

Als ich sie am nächsten Tag um 10:00 Uhr wecke, erklärt sie mir aber bereits locker lässig, dass das auch ihr Urlaub ist, sie sich entspannen muss und nicht vorhat, vor 13:00 Uhr das Hotelzimmer zu verlassen. Als sie sich erbarmt, zum Strand zu kommen, hat sie ein zweites Badetuch dabei, mit dem sie sich eine Höhle baut, sodass sie etwas sieht, wenn sie auf TikTok hängt. Ich betrachte den blauen Haufen aus Kind und BadetĂĽchern auf der Liege neben mir und frage mich, ob ich durchdrehen oder den Umstand ignorieren soll, fĂĽr mich gibt es kein dazwischen. Ich entscheide mich fĂĽr zweiteres und löse ein Kreuzworträtsel. “Alter der Pubertät” – Teenager, wie passend.

Der Besuch der Altstadt von Rhodos entpuppt sich als weiteres Highlight. Aufstehen um 08:00 Uhr, eine 15minĂĽtige BUSFAHRT und anschlieĂźender FuĂźmarsch in der Sonne, menschenunwĂĽrdige Bedingungen quasi – laut meiner Tochter “gottlos”. Bereits nach zehn Minuten verkĂĽndet sie: „Mama, i wĂĽ hoam”, womit sie “ihr” Hotelzimmer meint, danach verstummt das sonderbare Geschöpf. Die griechischen StraĂźenkatzen stellen sich als kleine Stimmungsaufheller zwischendurch heraus, sie gibt ihnen allesamt Namen, von El Gatto ĂĽber Sibylle ist alles dabei (die Hotelkatze hat sie bereits Melissa getauft). Immerhin dĂĽrfen sich diese Fellknäuel ihrer Zuneigung erfreuen.

Als wir zum zweiten Mal zum Großmeisterpalast spazieren, in der Hoffnung, endlich den Zugang zu den Stadtmauern zu finden, beobachte ich andere Familien und bemerke dabei interessante Dynamiken. Es scheint immer jemanden zu geben, der auf Stadterkundung gar keine Lust hat. Entweder eines der Kinder, ein Elternteil, ein Kind und ein Elternteil, … verschiedene Kombinationen eröffnen sich. Wenn man hinhört, vernimmt man Gezanke, Gemurre, sieht angestrengte Mamas und Papas, protestierende Sprösslinge. In dem Bewusstsein, dass das kein feiner Zug ist, beruhigt mich dieser Umstand. Nicht allein zu sein, tut einfach gut.

© Lina Maria Unteregger 2022-08-05

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