von Mymoments
Für uns war klar, dass wir unseren Kindern auf jeden Fall alle wichtigen Fertigkeiten mitgeben wollten, die sie im Leben brauchen können, neben Schwimmen und Radfahren gehörte für uns auch das Autofahren dazu. So meldeten wir unsere Tochter für den “L17” an. Mir war wichtig, dass sie die ersten Fahrstunden wie vorgesehen mit einem Fahrlehrer absolviert, aber danach hieß es für uns “freie Fahrt” und los ging`s.
Bald stellte sich heraus, dass Sarah lieber mit mir als mit ihrem Papa unterwegs war, offenbar hatte er doch mehr Sorge als Beifahrer und gab häufiger Anweisungen, was unsere Tochter nervös machte. Ich war erstaunlich gelassen, hatte zwar anfangs meine linke Hand immer an der Handbremse, doch bald merkte ich, wie vorsichtig und vorausschauend sie fuhr, dass ich mich entspannt zurücklehnte, das Radio einschaltete und mit ihr plauderte. Wir wohnten in Scheibbs, einer Bezirkshauptstadt, doch dort gab es keine einzige Ampel und auch nur einen kleinen Kreisverkehr. Das Fahren in der Stadt übten wir daher in Amstetten, St.Pölten und Wien. Besonders gut war Sarah, durch die vielen Gelegenheiten rundum, im Überqueren von Bahnübergängen und beim bergauf Anfahren. Das haben wir immer und immer wieder geübt, ich erinnere mich noch gut an die neugierigen Zuschauer, die vom Balkon des Pensionistenheimes beobachteten, wie die Reifen quietschten und die Bremsen bald stanken, als wir die steile Straße neben dem Schwimmbad in kurzen Etappen hinauffuhren- ein Stück weiter, dann wieder stehenbleiben, Handbremse anziehen, langsam wieder lösen und gleichzeitig Gas geben, mit Gefühl!
Als Sarah zum ersten Mal auf die Bundesstraße auffuhr, wurde sie immer langsamer…und war total erstaunt, als ich sie aufforderte, Gas zu geben. Genauso feuerte ich sie auf der Autobahn an- jetzt probier mal aus, was die Kiste hergibt, jetzt fahr mal kurz Vollgas! Einmal kam uns auf einer kurvigen Bergstraße ein dicker LKW halb auf unserer Spur entgegen, da blieb mir fast das Herz stehen, aber natürlich blieb ich ruhig und wies Sarah an, langsamer zu werden und so nah wie möglich an den Straßenrand zu fahren. Es ging sich knapp aus! Genauso wie der Katzenspaziergang über die Straße- “Mama, eine Katze was soll ich machen?” – Im Rückspiegel schauen, ob niemand hinter dir ist und langsam etwas bremsen…danach lachten wir beide !
Als der Führerschein geschafft war, borgte sich Sarah mein (nagelneues) Auto für eine Fahrt zu ihrer Freundin im Nachbarort aus. Ich war sicher, dass sie ihre erste Alleinfahrt problemlos schafft. Und dann kam der Anruf, Sarah heulend und total fertig- “Mama, ich hab dein Auto kaputt gemacht!” “Um Gottes Willen, ist dir etwas passiert?” ich hatte augenblicklich Herzklopfen…aber nein, alles war okay, war ich froh. Und “ Auto kaputt”- das war ein kleiner Kratzer an der Stoßstange. Sarah hatte beim Einparken eine Hausmauer gestreift. Die Arme war total fertig, aber ich war glücklich- soll echt nichts Schlimmeres passieren!
© Mymoments 2021-09-02