von Finja Schmidtke
2014, kurz nach Beginn meiner Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement (klingt wichtig, ist es aber nicht), machte ich dann ernst. Bei sämtlichen Immobilienwebseiten hatte ich einen Suchauftrag aufgegeben und schließlich eine Wohnung gefunden, die mir zusagte – um ehrlich zu sein, war es die erste Wohnung, die mir unterkommen war (meine Ansprüche waren nicht besonders hoch), und vereinbarte einen Besichtigungstermin ohne dem Wissen meiner Familie. Mein Bruder war zu dem Zeitpunkt schon ausgezogen, weshalb der Fokus auf mir lag und ich gefühlt die doppelte Ladung an Problemen zu schultern hatte. Früher hätte ich mich darüber gefreut, aber mit der Zeit hatte sich herauskristallisiert, dass mir eben kein einziges Wort geglaubt wurde. Nun wollte ich nur noch meine Ruhe haben, was mich der Auszug meines Bruders nicht unbedingt näher brachte. Es war wie ein Glücksrad, mit vielen kleinen Optionen, aber zwei Extremen. Niete und die Oberniete. Beides stand für missmutiges Herumnörgeln, hitzige Auseinandersetzungen bis hin zu aussagekräftigen Treppenstufen hinauf trampeln, gefolgt von einem lauten Knall der Zimmertür. Letzteres hatte meist ein Schreiwettbewerb zwischen meinem Stiefvater und mir zur Folge.
Die Besichtigung der Wohnung weckte zum ersten Mal das Gefühl von Frei sein. Eigentlich hätte ich sie auch genommen, ohne sie mir vorher anzusehen, mir war alles recht gewesen. Doch als ich sie sah, verliebte ich mich augenblicklich. Sie war groß, hell und die Aussicht war mega, eine Skyline im wahrsten Sinne. Ich unterschrieb den Mietvertrag noch vor Ort und Stelle, was mich allerdings vor einem Problem stellte, welchem ich eigentlich die ganze Zeit aus dem Weg gegangen war. Ich musste meine Familie darüber informieren. Nicht nur, damit der Umzug stattfinden konnte, sondern weil meine Mutter für mich als Bürge fungieren musste. Als ich ihnen offenbarte, eine Wohnung gesucht und gefunden zu haben, fühlten sie im ersten Moment verständlicherweise überrumpelt. Während des Gesprächs hatte ich ihnen angeboten, die Wohnung bei der Schlüsselübergabe angucken zu können, sofern sie wollten. Beide hatten dem zugestimmt und als es dann so weit war, stellten beide wohl sehr erleichtert fest, dass die Wohnung doch nicht so schlimm war, wie befürchtet. Mein Stiefvater sagte sogar, dass meine erste Wohnung um einiges schöner war als seine, was mich ein wenig stolz machte. Auch Mama sagen zu hören, dass die Wohnung echt schön sei, bestärkte mich darin, dass die Entscheidung die richtige gewesen war. Nun hieß es nur noch Kartons packen und ab die Post…
© Finja Schmidtke 2023-03-30