von Julina Strauß
Alison’s P.O.V.
Im letzten Augenblick griff ich Nathanaels Hand und zog ihn mit all meiner Kraft zurück auf die Klippe. Ich spüre wie mein Herz anfängt schneller zu schlagen, mir wird kalt und meine Hände fangen an zu zittern. Mein Herz zieht sich zusammen und es fühlt sich an, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Tränen fließen meine Wangen herunter. Nachdem ich langsam realisiert habe was gerade wirklich passiert ist, suche ich mein Handy und wähle mit zitternden Fingern den Notruf.
Mit Blaulicht und Sirene kommt der Rettungswagen einige Minuten später an. Ich stehe von dem kalten Boden auf und rufe die Sanitäter zu mir. Sie versorgen Nathanael und schieben ihn in den Rettungswagen. »Kann ich mit fahren?«, frage ich. »Sind Sie Angehörige?«, fragt der Sanitäter. »Nein, ich bin seine Freundin«, das war zwar gelogen, aber wenn ich dadurch bei Nathanael sein kann, ist mir jede Lüge recht. »Drücken wir ein Auge zu«, sagt der nette Mann, wir steigen ein und schon ging es mit Sirene ins nächste Krankenhaus.
Nathanaels Eltern wurden informiert und betreten im selben Moment wie ich das Wartezimmer. »Bist du Alison?«, fragt seine Mutter aufgeregt. »Ja, das bin ich«, sage ich. »Ich bin Ella Collins, Nathanaels Mutter«, sagt sie freundlich und umarmt mich. »Du hast unserem Sohn das Leben gerettet. Wir sind dir so unendlich dankbar«, sagt sein Vater. »Ich bin Noah Collins«, stellt auch er sich vor und gibt mir die Hand. »Er hat schon viel von dir erzählt«, sagt Ella. Tatsächlich, ich habe einem Menschen das Leben gerettet. Und nicht nur irgendeinem Menschen, sondern Nathanael Collins, dem beliebtesten Jungen der Highschool.
»Tatsächlich?« »Ja er schwärmt so von dir«, meint Noah lächelnd. Mein Herz macht einen Salto als ich das höre. Ein Arzt betritt den Raum und sagt: »Er ist jetzt wach. Sie können zu ihm. Er liegt in Zimmer 104.« Wir laufen so schnell wir können zu ihm. Er liegt im Bett und schaut verdattert zu uns. »Wir lassen sie kurz alleine«, sagt Ella zu ihrem Mann. Ich bedanke mich und ich gehe zu ihm.
»Was ist passiert?«, fragt Nathanael und legt die Stirn in Falten. »Du wolltest dich…«, es tut so weh es auszusprechen. »Du wolltest dich umbringen und bist plötzlich ohnmächtig geworden und beinahe von der Klippe gestürzt. Ich konnte dich in letzter Sekunde halten«, »Du hast mir das Leben gerettet«, sagt er lächelnd. Seine Eltern und ein Kardiologe betreten den Raum. »Hallo Mr Collins, ich bin Mr. White. Ich muss sie schnellstmöglich operieren. Das Loch in ihrem Herzen breitet sich rasanter aus als gedacht. Leider kriegen wir die verschobene Arterie nicht mit Medikamente an den richtigen Platz.« Ich lächle Nathanael zu, in der Hoffnung er erinnert sich an meine Worte und entscheidet sich für die OP.
»Ich mache es«, sagt er nach langer Überlegung schließlich. »Dann bräuchte ich einmal ihre Einverständniserklärung«, wendet sich der Kardiologe zu seinen Eltern. »Es war die richtige Entscheidung«, sage ich und streichle Nathanaels Hand.
© Julina Strauß 2021-05-06