Manifestierte Akzeptanz

Gloria Engel

von Gloria Engel

Story
Berlin 2023

Was für ein Mist! Das darf nicht wahr sein! Es gibt elf Schiffe in der Flotte und er muss ausgerechnet auf mein Schiff kommen. Ich drehe durch.

Noch vor einigen Minuten saß ich gemütlich auf meinem Balkon, hatte meinen Yogi-Tee in der Einen, mein Handy in der anderen Hand, als plötzlich eine Push-Nachricht eintraf. Noch beim Anlesen des ersten Satzes, wusste ich schon Bescheid: Ein Wechsel war nicht möglich. Angeblich.

Ich war mit meinem Exfreund den gesamten letzten Einsatz zusammen an Bord gewesen. Nur zwei Wochen vor dem damaligen Aufstieg hatte ich es geschafft final mit ihm Schluss zu machen. Es passte einfach nicht, dass musste ich endlich mal einsehen. Leicht war es dann trotzdem nicht für mich an Bord, obgleich ich schließlich Diejenige war, welche die Entscheidung getroffen hatte.

Mehrmals hatten er und ich miteinander gesprochen, dass es besser sei den nächsten gemeinsam geplanten Einsatz zu ändern. Da es mein Traum war ab dem Herbst mit dem Schiff in Richtung Indischer Ozean zu fahren, bot er an zu wechseln. Ich denke, es war nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass diverse Kolleg*innen auf einem anderen Schiff der Flotte waren. Leider schien dieser Plan wohl nicht aufzugehen.

Soll ich nun wechseln? Nein, das kommt nicht infrage! Ich werde mir meinen Traum nicht von ihm kaputt machen lassen. Ich habe nun zwei Möglichkeiten, wenn ich weiterhin auf diesem Schiff geplant bleiben möchte: Entweder, es wird so wie auf dem letzten Schiff, wir ignorieren uns, setzen uns den schlechten Vibes aus und ich nehme weiterhin aufgrund von Magenschmerzen immer weiter ab. Oder, die zweite Möglichkeit: Ich akzeptiere es. Mache das Beste daraus. Lege den Fokus um.

Mir ist bewusst, dass das Akzeptieren sich nicht nur auf diese explizite Sache bezieht. Ich habe mehrere Baustellen. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich habe Probleme mit dem Loslassen. Das Halten meiner Wohnung in Berlin ist ein Paradebeispiel hierfür.

Ich muss, nein, ich möchte weiterkommen. Mich weiterentwickeln. Und dazu gehört Loslassen. Loslassen von ihm, von dem Gedanken, dass wir zwei doch so ideal füreinander sein könnten. „Könnten“ – da ist er wieder: Der Konjunktiv. In der Realität war es nämlich anders. Da waren wir alles andere als kompatibel, eher toxisch.

Was hat denn Instagram dazu zu sagen? Meistens wird mir doch in solchen Situationen ein kluger Spruch angezeigt. Ich scrolle durch die Plattform, etwas Passendes lässt sich zwischen den veganen Rezepten und Reels jedoch nicht auf Anhieb finden. Doch dann, et voilà: Buddha sagt: „Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.“.

Wenn das immer so einfach umzusetzen wäre. Oh nein! Da war er wieder: Der Konjunktiv. Ich beschließe einfach, dass ich nun schneller akzeptieren werde. Ich manifestiere es. So einfach geht das. Punkt.

© Gloria Engel 2023-08-05

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Komisch, Inspiring