Mann sucht Frau, Paar

„Mann sucht Frau, Paar für Tantra/ Yoni Massage“ – ein genussvolles Treffen für unseren holprigen Urlaub, überlegte ich, während ich das Profil des Interessenten durchstöberte. Wenn er denn nur so fesch wäre, wie auf den Fotos!

Treffpunkt See am nächsten Tag. Das Wasser glitzert malerisch vor der sonnigen Bergkulisse und kaum ein Wölkchen trübt den traumhaft blauen Himmel. Auf der Picknickdecke sitzend, werden mein Partner und ich von hinten angesprochen, der Interessent lüftet seine Sonnenbrille und die Schrecksekunde ist überstanden. Fescher als im Profil! Charmant und schüchtern gesteht er: „Es freut mich sehr, dass wir uns heute treffen. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin schon oft versetzt worden.“ Leider ein häufiges Problem: kalte Füße und ghosting. Eine faule Ausrede ziehen die Solo-Herren dem Schweigen tausendmal vor, habe ich mir sagen lassen.

Mit dem Stand Up Paddle Board fahren wir hinaus. Ich sitze mit ausgestreckten Beinen auf dem Board meines Partners und lasse meine rot-lackierten Zehen von der Bugwelle umspülen. Der Fahrtwind in den offenen Haaren lausche ich der ruhigen Stimme des Interessenten: „Ich habe ein paar Freunde in einer gemeinsamen WhatsApp-Gruppe, mit denen ich auch gemeinsam in Urlaub fahre.“ Wir strahlen mit der Sonne um die Wette. „Das ist unser Traum!“ Er schmunzelt: „Das ging auch nicht von heute auf morgen. Ich bin auch schon fünf Jahre dabei.“ Ich staune: „Da wusstest du aber schon früh, was du willst.“ Er lächelt: „Ja, es war schnell klar, dass ich eine offene Beziehung brauche. Persönlichkeiten und Abenteuer sind es, die mich interessieren.“ Ich recke meinen Kopf nach seinen glänzenden Augen. Er fängt meinen Blick auf und lächelt sanft zurück.

Versteckt hinter lichtem, aber hohen Schilf, binden wir unsere Boards an vermooste Bäume und befreien uns endlich von dem beklemmenden Badegewand. „Eine Yoni-Massage beginnt damit, dass man sich erst einmal nur ansieht“, beschreibt der Masseur, „man fühlt in sich, man nimmt den anderen wahr, kommt im Moment an.“ Mein Blick umschmeichelt seine rasierten Wangen, seine stramme Brust, seine sonnengebräunten Arme, seinen flachen Bauch bis hin zu seinem rasierten Intimbereich. Unter meinem Blick pulsiert sein Penis und wächst langsam an. Ich sehe zu ihm auf und lächle. Schüchtern lächelt er auch. „Wenn du bereit bist, umarmen wir uns“, kündigt er an. Nackte, heiße Haut schmiegt sich an meine Busen und meine Vulva. Seine Arme zittern und er riecht viel zu stark nach Parfum. Er erklärt uns: „Es ist wichtig, zur Ruhe zu kommen und sich alle Zeit zu nehmen.“

Im Halbschatten werde ich auf eine kleine Sandbank gebettet. Blätter, Muschelschalen und kleine Steine um mich herum. Sonnenstrahlen blinzeln durch die niedrigen Baumkronen und malen ihr glänzendes Licht auf die Gischt der Wellen um meine Hände und meinen Po. Der Masseur öffnet sanft meine Beine und setzt sich dazwischen. Bedächtig streichelt er über meine Oberschenkel, ich beobachte seine Hände, das tänzelnde Licht am Wasser und denke: „Das ist meine Karibik.“