“A place where nobody dared to go” – so lautet ein Songtext über Xanadu.
Der Ort bezeichnet Shangdu, der in der Sommerzeit Residenzstadt der mongolischen Yuan-Dynastie unter Khubilai Khan, Kaiser von China, war. Die Stadt wurde im Jahr 1256 angelegt. Der Reisende Marco Polo war angeblich im Jahr 1275 dort. Ming-Truppen eroberten den Ort und zerstörten ihn im Jahr 1369. Der letzte mongolische Kaiser Chinas, Togan Temur konnte zuvor noch aus der Stadt fliehen. Heute sind die Ruinen teils freigelegt, sie wurden archäologisch untersucht und für die Öffentlichkeit als Freilichtmuseum zugänglich gemacht. Die Ruinenstätte Shangdu liegt 30 Kilometer nordöstlich von Duolun am Ufer des Luan Hu, der einen Bogen durch die Innere Mongolei zieht, an der Nordostgrenze des Verwaltungsgebietes der Großgemeinde Shangdu in der Volksrepublik China und gehört zum UNESCO-Welterbe.
“Marco Polo ist heute der einzig bekannte Fernostasienreisende des Mittelalters und eine der berühmtesten Gestalten dieses Zeitalters. In einer Zeit, in der Fernreisen alles andere als selbstverständlich waren, begleitete er im Jahre 1271 als Siebzehnjähriger seinen Vater Niccolo und seinen Onkel Maffeo nach China, trat in den Dienst des mongolischen Großkhans Khubilai, … ”*
Khubilai Khan herrschte nach seiner Wahl zum Großkhan auch über das Khanat China, welches sich ab 1271 als Yuan-Dynastie bezeichnete.
Nach der Rückkehr von seiner Asienreise, die er vom Hafen Laias am Mittelmeer im Königreich Kleinarmenien aus antrat, hatte Marco Polo ein umfassendes Wissen über Asien und das mongolisch beherrschte China. Kleinarmenien war zu dieser Zeit unabhängig und lag im Südosten der heutigen Türkei (Kilikien). Über Persien gelangte er dann in die von Großkhan Khubilai unterworfenen Gebiete („Catai“) im Norden von China. Dort, nordöstlich von Peking, lag auch die Sommerresidenz des Großkhan, Shangdu.
Bei der Beschreibung Marco Polos, dem Aufstieg der Mongolen vom kleinen Volk zur bestimmenden Macht in Asien, verlieh er seiner großen Bewunderung Ausdruck. 1187 hätten die Tataren (Clan in der östlichen Mongolei, Anm.) einen König aus ihren Reihen gewählt, den sie Dschingis-Khan nannten. Er wäre ein guter Herrscher gewesen und konnte in kurzer Zeit viele Völker unterwerfen. Es wäre verbürgt: Nach Dschingis-Khan herrschte …, der dritte war Batu, der vierte Oktai, … der sechste Khubilai Khan. Dieser wäre größer und mächtiger gewesen als alle anderen. In der Darstellung Marco Polos war Khubilai Khan der prächtigste und großartigste Herrscher, den die Welt je gesehen hätte: Seine Paläste und Gärten, Feste und Jagdgesellschaften, seine Regierung und die Fürsorge für die Bevölkerung zeugten von unvergleichlichem Glanz und stelle Europa in den Schatten. “Einer, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, vermag sich den Glanz und die Großartigkeit dieses Hofes gar nicht vorzustellen!”
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“Marco Polo”, Marina Münkler, 2015, Verlag C.H.Beck München
© Christian Mayerhofer 2022-01-28