Marie – Erlebnisse einer Hausbesorgerin

Heute Nacht erinnerte ich mich an ein Erlebnis zum Lachen. Sogar im Schlaf lachte ich weiter. Ich kann keinen Namen mehr nennen und keinem Jahr zuordnen.

Eines Nachts, eine Stunde nach Mitternacht, läutete es an unserer Tür Sturm. Nachdem Leo und ich wach wurden, bat ich Leo nachzuschauen, wer so spät läutete. Oh Schreck, wie er durchs Guckloch bei der Türe hinausschaute, sah er einen komplett nackten Mann draußen stehen. Da öffnete er die Tür und fragte den jungen Mann, was los sei. Dieser wohnte im Haus, im 2. Stock.

Der junge Mann erklärte, dass er unbedingt, schnell Hilfe bräuchte. Er hatte dringend aufs Klo gehen müssen und das war in der Löwengasse noch bei fast allen Parteien am Gang draußen.
Er hat die Wohnungstüre einen Spalt offen lassen, aber weil in seiner Wohnung ein Fenster gekippt war, ist die Türe leider durch den Windzug, zugefallen. Dazu kam, dass seine Frau fast gehörlos war und in der Nacht ihr Hörgerät immer auf den Tisch legte.

Deswegen hörte sie nicht, dass ihr armer Mann Sturm läutete, weil er nicht mehr in die Wohnung hinein konnte. Leo gab dem armen, stark zitterten Mann schnell einen Mantel zum Umhängen, weil der Arme ja schon etwas länger am Gang draußen war.

So gingen beide Männer mit einem Dietrich-Schlüssel einbrechen.
Erst wie der arme Mann, kalt und zitternd wieder zu seiner Frau ins Bett stieg, wachte sie ganz verschlafen auf und fragte ihn, wo er so lange gewesen sei.
Als sie erfuhr, dass er nackt am Gang draußen war, weil er keinen Wohnungsschlüssel mitgenommen hatte, mussten beide fürchterlich viel lachen. Sie umarmte ihn dann aber liebevoll, wärmte ihn auf und alles war wieder gut.

Am nächsten Tag kam der junge Mann mit einer Flasche Wein zu Leo, entschuldigte sich für die nächtliche Störung und bedankte sich für die Rettung.
Aber wir lachten später noch öfter darüber, wenn wir uns trafen. Nach diesem Erlebnis, versteckte der junge Mann immer einen Wohnungsschlüssel auf der zugesperrten Toilette, damit ihm so etwas nicht mehr passierte.

Foto: Karte der Mieter an Marie