Marie’s Urlaube

Franz Kellner

von Franz Kellner

Story

Ich erinnere mich, wie ich mit meinen Brüdern Karl und Otto im Sommer in den Hüttenwenzteich od. Scheibenteich mit dem Waschtrog Bootfahren ging. Da sind wir alle Drei im Waschtrog gesessen und der Karl schaukelte so stark, dass wir umkippten und ins Wasser fielen. Ich konnte noch nicht schwimmen. Da schluckte ich so viel Wasser, sodass ich große Angst hatte, dass ich ertrinken müsste. Irgendwie hat mich der Karl dann aus dem Wasser gezogen. Aber seit dem hatte ich große Angst vorm Wasser. Vom schwimmen lernen war danach keine Rede mehr.
Ich habe mir erst, wie ich bereits 28 Jahre alt war, im Meer selbst das Schwimmen beigebracht. Ich habe meiner Luftmatratze immer einen Schubs gegeben und bin dann schnell hinterher geschwommen. Das tat ich, solange, bis ich schwimmen konnte. Das war, wie ich das erste Mal auf der Insel Krk, damals noch Jugoslawien, mit meinen Schwiegereltern auf Urlaub war. Das war zirka 1971 im Juni.
Dieser Urlaub wird mir auch, solange ich lebe, in Erinnerung bleiben. Weil da war meine Tochter Angelika bereits mit. Sie war das einzige Enkelkind und der Liebling meiner Schwiegereltern. Ich sehe mich noch mit meiner Tochter, im seichten Wasser auf einer Luftmatratze sitzen. Auf einmal hat sich ganz plötzlich der Himmel verdunkelt. Es war, als ob für ein paar Sekunden die Zeit stehen blieb. Es war alles still. Ich habe gerade meine Tochter mit einer Sonnencreme eingeschmiert und war etwas abgelenkt. Plötzlich fingen alle zum Schreien, Deuten und mit den Händen zum Winken an, sodass ich, weil ich diesen Moment zu den Leuten am Strand schaute, nicht wusste, was los ist. Bis ich dann wieder auf das Wasser hinaus schaute. Da sah ich eine Bora (Windhose), noch ziemlich weit draußen am Wasser, hereinkommen. Ich schnappte mein Kind und mein Mann die Luftmatratze und wir liefen um unser Leben. Ich bin mehr gekrochen als gelaufen. Wir waren so froh, dass wir doch noch lebendig den Hoteleingang erreichten. Da flogen auch etliche Trümmer durch die Luft. Es ist sogar in meiner Erinnerung noch schlimm. Der Sturm war bereits so stark, dass mein Mann mit der Luftmatratze gegen eine Hauswand gedrückt wurde und richtig kämpfen musste, dass er die paar Meter zum Hoteleingang noch rechtzeitig erreichte. Wir schauten vom Hotelfenster aus zu, wie der Sturm wütete.
Am späteren Nachmittag, wie wir uns wieder hinaus trauten, sahen wir was der Sturm alles angerichtet hatte. Mehrere Boote waren übereinander auf dem Strand, über eine zirka zwei Meter hohe Mauer hinaus geschleudert worden. Trotzdem stellten wir uns, mit vielen anderen Wagemutigen, am Strand und ließen uns von den Wellen überschütten. Das war bereits wieder lustig, wenn alle durcheinander schrien. Das war mein erster und schönster Urlaub, den wir in Jugoslawien hatten. Weil ihn meine Schwiegereltern bezahlten. Meine Schwiegermutter war für mich in den ganzen Jahren, viel mehr eine Mutter, als meine Mutter es je war.
Die Jahre danach fuhren wir Anfangs mit einem Zelt und später mit einem aufklappbaren Zeltanhänger auf Urlaub. Zu verschiedenen Inseln, wie zum Beispiel Mali Losinj. Bis sie uns am helllichten Tag, während wir am Strand waren, ausraubten. Danach fuhren wir immer, mit dem Zeltanhänger nach Griechenland. Es war um einiges billiger als im Hotel, aber für mich war das nicht wirklich ein Urlaub, weil an mir die ganze Arbeit hängen blieb.

© Franz Kellner 2025-03-13

Genres
Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Komisch, Reflektierend
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