Mars

Benjamin Lenz

von Benjamin Lenz

Story
Mars


Federico Fenrix beendete seine EVA. Auf dem Mars hatte man innerräumlich die Bedingungen der Erde perfekt nachgebildet, doch außerhalb brauchte man noch immer ein Anzug der einen vor der immensen Gammastrahlung schützte und den Insassen mit Atemluft versorgte und das würde auf dem roten Nachbarn des blauen Planeten auch so bleiben. Eine grüne Enklave, wie von Pionieren Anfang des Jahrtausends ausgemalt, würde aus dem Mars wohl nie werden. Das Terraforming beschränkte sich auf mehrere gigantische Kuppeln, die durch ein dünnes Netz aus Tunneln miteinander verbunden waren und als winzige Punkte auf der rostigen Planetenoberfläche zu sehen waren. Er passierte die Luftschleuse und setzte sich den klobigen Helm ab. Trautes Heim, Glück allein. Fenrix schlüpft in eine Jogginghose und einen gemütlichen Pullover. Seine Wohnung war eine von 128 gleichartigen, kreisförmig ausgerichteten Unterkünften und war somit Teil eines für Marsverhältnisse relativ kleinen Komplexes. Im Durchmesser maß die Kuppel mit Parkanlage und Infrastruktur, die die Wohnungen miteinander verband, nur einige hundert Meter. Ein Leben unter diesen Bedingungen bedeutete den Kolonialisten der Vergangenheit einen unausweichlichen Lagerkoller, doch die jüngeren Generationen hatten damit zunehmend keine Probleme mehr. Die Veranlagung zum Lagerkoller war wohl nicht in den Genen festgelegt, sondern entstand durch Sozialisation. Der Homo Sapiens konnte sich umgewöhnen, wenn es sein musste und wer nur ein Leben ohne die Freiheiten der Erde kannte, hatte keinen Anlass zu glauben, dass es nicht selbstverständlich war, alle rund 300 Mitglieder seiner Kommune zu kennen, wie die eigene Verwandtschaft. Ebenso musste man seine Ansprüche herunterschrauben, was die Partnerwahl anging. Der geringe Genpool auf dem Mars ließ nicht zu besonders wählerisch zu sein und ledig sollte man bestenfalls auch nicht bleiben. Das “Mars&Amor”-Programm bot einen großen Anreiz für die Arterhaltung auf dem Mars, mit monetären Ressourcen und materiellen Boni. Romantik war in den Marsehen Nebensache. Es schadete aber auch nicht, wenn man sie sich einredete, dachte Fenrix und nahm einen teuer importierten 412er Burgunder aus seinem Weinregal um Veronica zu überraschen.


© Benjamin Lenz 2023-07-11

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Unbeschwert
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