Vielleicht kennen das manche Eltern. Auf jeden Fall ist so eine ähnliche Geschichte auch in dem Buch „Mirnock“ der Kärntner Schriftstellerin Helga Glantschnig geschildert. Sie ist aus Radenthein, 4 km von meinem Heimatort, hat in Graz studiert, ist im Forum Stadtpark aufgefallen mit einem Büchlein „Blume ist Kind von Wiese“. Dann kam der „Mirnock“. Irgendwann wurde sie beim „Bachmann-Wettbewerb“ verrissen. Seither ist sie „verschollen“.
Mirnock ist ein Berg in unserer Gegend, mittlerweile von+/- „esoterischen“ Wissenschaftern zum „Weltenberg“ ernannt, weil sich da geomantisch Unglaubliches abspielt, angeblich, ein besonderes Kraftfeld. Man kann das natürlich glauben oder nicht. Was mir allerdings schon zu denken gibt, und das ist mir in den letzten Jahren einfach aufgefallen, weil ich so oft nach Kärnten fahre, am Mirnock vorbei: Da gibt es im Umkreis von wenigen Dutzend Kilometern eine Anhäufung von Olympiasiegern, vom Klammer Franz bis Matthias Mayer (unsa Mote!). Dazu Marco Schwarz. Die Glantschnig Helga. Der Josef Winkler. Und I!
Also Maturaball: Am Vormittag dieses großen Abends fuhr ich – damals immer so– per Autostopp nach Radenthein. Setzte mich ins einzige Friseurgeschäft, orderte eine Maturaballfrisur. Ich mag keine Friseure und keine Frisuren. Nie im Leben hat jemand mir eine gemacht, mit der ich zufrieden war. Nicht einmal Bundy&Bundy. Letzter Versuch Mai 81 Salzburg. Nach einer unglücklichen Liebe. Da gehen Frauen immer zum Friseur. Zu den einzigen Männern, die einer Frau zuhören.
Als die Frisur fertig war, stahl ich mich hinaus, stand mit Daumen raus an der Straße. Am liebsten hätte ich mich in meinem Hosenanzug versenkt. Damals war „Außenrolle“ angesagt. Ich kam heim mit meinem hochtoupierten und dreiwettergetafteten Desaster, schluchzte an Muttis Hals und drehte mit der rechten Hand gleichzeitig den Duschhahn auf. Ich zeigte ihr noch, dass sich in dieser betonierten Außenrolle ein Bleistift halten konnte! Mutti war perplex. Kurz danach war alles weggespült.
Jo wos werste denn hiaz mochn?, fragte sie verzagt. I geh in Spittal noch amol. Bitte gib Göld! Im Bus nach Spittal. Ich musste ja Kleid und alles schon mitnehmen. Zum Friseur Koschitz. Das weiß ich noch, weil auch eine Schülerin so hieß. Die hatte immer eine sehr schöne Frisur. So wie die „Je suis une poupée de cire“-France Gall. Mit meiner Zweitfrisur ging ich dann zu meiner Schulfreundin und fragte gleich an der Haustüre: Wo is’n bei eich des Bod ? Bzw. die Dusch!
Abends war ich „ohne“ Frisur, also einfach so wie immer. Meine armen Eltern hatten zweimal dafür bezahlt. Sie waren nicht angetan, aber dennoch festlich gestimmt. Mir Vorwürfe zu machen, hatten sie keine Gelegenheit. Ich hab ihnen nur immer von weitem zugewinkt. Der von mir monatelang viel zu dezent Angeschmachtete tanzte den ganzen Abend fast nur mit mir. Ich war selig, als er sagte: Du bist die Anzige, die normal ausschaut. Die Ausgabe hatte sich also auf jeden Fall gelohnt!!
© 2020-01-27