Wäre nicht meine Heimatstadt Wien, würde ich ganz sicher in Berlin meine Zelte aufschlagen. Im Juni 1987 waren wir das erste Mal in Berlin beim Deutschen Turnfest. Berlin hat mich sofort fasziniert, die breiten Straßen, das viele Grün und die vielen Seen in der Stadt. Geschlafen haben wir damals in einer Schule in einem Turnsaal im Bezirk Kreuzberg. Dies war ja recht lustig. An eines kann ich mich noch gut erinnern. Eines Nachts machte es einen fürchterlichen Knall. Ein Turnbruder schlief auf einer starken Matratze und die ist irgendwie geplatzt des Nachts. Das war ein Hallo! Abgesehen von den schnarchenden Turnern, wir waren ja mindestens 15 – 20 Personen in je einem Schlafsack etc. Wir besuchten zusammen natürlich die “Hasenheide”, den 1. öffentlichen Turnplatz von Turnbruder Jahn, den Funkturm, Spandau, auch die Zitadelle. Eine Schifffahrt unternahmen wir nach Grunewald, Wannsee usw. An den verschiedensten Turnveranstaltungen nahmen wir ebenso teil. Auch im Osten waren wir im Pergamon Museum, am Alexanderplatz natürlich auch. Erst zwei Jahre später war der Mauerfall. Wir haben sie beim ersten Mal ja noch voll mitbekommen.
Im Juni 2005 sind wir das 2. Mal nach Berlin geflogen. Da besuchten wir den Zoo – das Mauermuseum – Haus am Checkpoint Charlie, das jüdische Museum Berlin, die neue Synagoge, den jüdischen Friedhof und immer wieder den Kurfürstendamm und die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche, “hohler Zahn“ genannt wegen der Turmruine. Mit Werner, den wir 1968 bei uns im Rosenthal kennengelernt hatten, trafen wir uns bei jedem Berliner Besuch. Wir waren u.a. mit ihm im Britzer Garten und im Variete im Wintergarten. Wir unternahmen zusammen eine Schifffahrt am großen Müggelsee im Stadtteil Treptow-Köpenick, auch im botanischen Garten waren wir gemeinsam und verspeisten natürlich Bockwurst und Berliner Weisse. Natürlich das Denkmal der ermordeten Juden am Potsdamer Platz, Friedhof-Bernauer Straße, der Gendarmenmarkt musste ebenfalls bestaunt werden. Damals war gerade das Sandskulpturenfestival am Hauptbahnhof, es war gigantisch. Und meine berührendste Busreise war im November 2009, 20 Jahre nach dem Mauerfall. Damals besuchten wir alle zusammen die Gedenkveranstaltungen in der Bernauer Straße und in der Sophienkirche, auch die steinerne Stadt suchten wir auf. Eine Stadtrundfahrt war geplant mit Ausstieg beim Brandenburger Tor, beim Reichstagsgebäude, beim Holocaust Denkmal etc. In der Bernauer Straße legten alle von unserer Gruppe Rosen nieder. Das Willy Brandt-Haus suchten wir ebenso auf, eine Führung im Olympiastadion war angesagt , dann das Museum „Story of Berlin“. Das Abendessen nahmen wir in der herrlichen „alten Pumpe“ ein. Im TV war abends dann eine Feier und wir konnten dem Feuerwerk von der Terrasse aus zusehen. Die Fahrt ging dann noch weiter nach Dresden, Potsdam und Meissen, bis wir wieder zurück nach Wien, reich mit sehr vielen ins Gemüt gehenden Ereignissen, mit dem Bus fuhren.
© agnes thinschmidt 2022-01-24