Mein erster Poetry-Slam

Halimah Alsharif

von Halimah Alsharif

Story

Wisst Ihr, was ein Poetry-Slam ist? Das ist gar nicht so leicht zu erklären. Es ist auf jeden Fall eine coole Sache. Man stellt sich auf einer Bühne und traut sich vor einem Publikum einen Text vorzutragen, der gereimt sein kann oder auch nicht. Anschließend wird man von einer Jury bewertet. Zum ersten Mal hörte ich von Poetry-Slam, als ich über Omar Khir Al-Anam im Internet recherchierte. Er ist ein bekannter syrischer Schriftsteller und Slammer, der jetzt in Graz lebt.

Das wollte ich auch mal ausprobieren. Die Gelegenheit hatte ich am 25. November 2022 im Salzburger Literaturhaus. Die Tage davor arbeitete ich an meinem Text, in dem ich mich mit der Frage beschäftigte: „Bin ich anders?“ Eine dreiviertel Stunde vor Beginn der Veranstaltung trafen sich alle Teilnehmer in der Bibliothek des Literaturhauses. Der Moderator Ko Bylanzky war ziemlich gechillt. Er erklärte uns den Ablauf des Abends. In einer Auslosung wurde die Reihenfolge der Auftritte bestimmt. Ich kam als Fünfte dran, meine Freundin Leonie als Siebte und Letzte.

Dann ging’s los. Während der Moderator dem Publikum die Spielregeln erklärte, saßen wir Teilnehmer nervös im Nebenraum. Dort konnten wir auf einem Bildschirm das Ganze mitverfolgen. Zum Einstieg trat Benjamin Poliak, ein preisgekrönter Slammer aus Deutschland, auf. Ich war sehr beeindruckt von ihm.

Dann war Felix als Erster von uns an der Reihe. Er bekam viel Applaus und wurde anschließend von einer Publikumsjury bewertet. Danach kamen Rune, Lisa und Emily dran, aber von ihren Texten und ihren Bewertungen bekam ich nicht viel mit, weil ich mich auf mich selber konzentrieren musste. Ich setzte mich auf die Treppe und ging noch einmal meinen Text durch. Ganz wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut. Ich hatte Angst, mich vor all den vielen Leuten zu blamieren.

Und dann wurde mein Name aufgerufen. Mein Herz raste wie verrückt, als ich auf die Bühne ging. “ Boah, Halimah, mach jetzt ja nur nichts falsch!”, dachte ich mir. Ich versuchte mich an das Scheinwerferlicht zu gewöhnen. Der Auftrittsapplaus verebbte. Und ich begann mit meiner Performance. Mein Text thematisierte die Vielfalt und die Unterschiede zwischen den Menschen in vielen Bereichen des Lebens; beim Essen, bei der Kleidung, beim Aussehen, bei der Sprache und bei der Religion. Er mündete in den Refrain:

“Und ich frage mich: Wer ist jetzt anders?

Bin das ich? Ist das er oder sie?

Ist nicht jeder auf seine Art anders?

Und ist das nicht schön – irgendwie?”

Ich bekam viel Applaus und von der Jury 25,5 Punkte. Nach mir kamen noch Jonas und Leonie dran. Dann stand die Entscheidung fest. Ich landete auf dem zweiten Platz nach Rune, der 25,9 Punkte erhielt. Ein schöneres Geschenk zu meinem 17. Geburtstag hätte ich mir nicht wünschen können.

© Halimah Alsharif 2022-11-30

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