Mein erstes Aquarium

KSG

von KSG

Story

Mit 110 Litern war es ein kleines Aquarium. Es stand auf meinem Schreibtisch und sollte beim Lernen für Entspannung sorgen. Das Aquarium hatte einen sehr guten Filter und eine Automatik, die das Licht morgens ein und abends aus schaltete. Man hatte mir gesagt, dass kleinere Aquarien öfter einen Wasserwechsel benötigen, als große Becken, weil sich in großen Becken bei optimaler Bepflanzung ein Gleichgewicht herstellen würde. Bei kleinen Becken wäre das schwieriger. Ich wechselte das Wasser nach Bedarf und fütterte meistens mittags und noch einmal spät am Abend. Die Fische waren elf Guppys. Außerdem hatte ich noch eine hellbraune Posthornschnecken. Im Hintergrund vom Becken waren einige Pflanzen und vorne lagen Lavasteine. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange ich das Aquarium nicht mehr richtig sauber gemacht hatte. Ich kann nicht einmal mehr sagen, wann ich es zuletzt genau betrachtet hatte. Nun schaute ich hinein, es war stark zugewachsen. Die Pflanzen waren sehr groß geworden und ich konnte gerade mal zwei Guppys sehen. Vielleicht war es an der Zeit, alle Pflanzen komplett herauszunehmen und außerhalb vom Wasser zu stutzen und dann wieder einzusetzen. Ich ließ einen Teil des Wassers ab, fing die beiden Fische ein und setzte sie in einen Eimer mit Wasser aus dem Becken. Es waren nur noch die zwei Fische. Als ich die erste Pflanze aus dem Boden heraus graben wollte, stieg etwas weiß schleimiges vom Grund nach oben und etwas wurde aufgewirbelt, dass wir grauer Kaffeesatz aussah. Ich hatte ohne Haushaltshandschuhe begonnen, wollte mir aber nun doch lieber welche anziehen und ging nach draußen. Als ich wieder kam, blickte ich auf das Becken, das nur noch ungefähr zu einem dritten mit Wasser gefüllt war. Manche Pflanzen hielten auch ohne Wasser ihre Form, andere waren nach vorne geknickt. Es bewegte sich etwas in dem trüben Restwasser. Ich konnte es nicht genau erkennen, wollte erst nachsehen, bevor ich damit weiter machte, Pflanzen auszugraben. Dann sah ich die Schnecke. Ich griff ins Becken und fasste das Schneckenhaus. In dem Moment, als das Schneckenhaus aus dem Wasser heraus kam, sprang etwas heraus, geradewegs in die Wasserpflanzen. Die Blätter der Pflanzen bewegten sich, als würde etwas schnell dazwischen hin und her schwimmen. Ich betrachte das Schneckenhaus, das ich aus dem Wasser gezogen hatte. Es war leer. Ich hatte nicht erkennen können, was herausgesprungen war. Ich bekam eine Gänsehaut. Hatte dieses Tier die Schnecke und vielleicht auch die Fische gefressen? Ich spülte das Schneckenhaus mit Leitungswasser aus und ließ es zurück ins Aquarium fallen. Mit einem Schlauch saugte ich noch etwas Wasser ab, entfernte damit auch den weißen Schleim und das, was wie grauer Kaffeesatz aussah. Die Pflanzen ließ ich wie sie waren. Dann füllte ich Wasser nach und setzte die Abdeckung aufs Becken. Ich fuhr in die Zoohandlung. Dort wollte mich eigentlich erkundigen, was das gewesen sein konnte. Aber dann fragte ich nicht. Ich kaufte ein neues Aquarium und zehn weitere Guppys. Nun habe ich zwei Aquarien. Ich konnte das Tier in dem einen Becken noch nie sehen, obwohl es mittlerweile mehrere Jahre alt ist, aber ich habe herausgefunden, dass gerne Hühnchen frisst. Wenn ich koche, bekommt es immer das, was ich vom Fleisch abgeschnitten habe.


© KSG 2024-07-27

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Mysteriös