von Nico Wschiansky
Es wurde weder „Körperpflege“ noch „Promenadologie“. Auch für „Angewandte Freizeitwissenschaften“ habe ich mich dann doch nicht entschieden. (Diese Studien gibt es wirklich.) Seit ein paar Monaten studiere ich Englisch – am Institut muss man „Anglistik“ sagen, wenn man überleben will, – und Latein.
Mein erster Tag als Student war aufgrund verschiedener Parameter optimal. Der Wecker klingelte nicht oder ich hörte ihn einfach nicht, bis heute ungeklärt. Jedenfalls wachte ich natürlich überpünktlich auf, sodass ich in aller Ruhe ein nahrhaftes Frühstück zu mir nehmen konnte, um optimal in den Tag starten zu können. Schnurstracks schlüpfte ich in irgendeine Jeans, nahm einen Pulli in die eine Hand, den Rucksack in die andere und sprintete aus dem Haus.
Irgendwie schaffte ich es sogar noch rechtzeitig in den Hörsaal, den ich obendrein auf wundersame Weise finden konnte. Thema war die Unsterblichkeit des Lateinischen, wobei der Dozent in jedem zweiten Satz betonte – nuschelte *hust* -, wie schwierig das Studium sei, dass wir es ja nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten, dass sechsjähriges Latein die Mindestvoraussetzung darstelle blablabla. Na toll, das sind ja mal rosige Aussichten, vor allem für jemanden, der ganze vier Jahre Latein hatte. Juhu!
Die Krönung dieser Latein-Vorlesung: Nachdem während der Vorlesung einem Studenten seine leere Flasche umgefallen ist: Prof.: „War das eine leere Flasche oder ein Student, der gerade umgefallen ist ?“ Wie schmeichelnd!
Im Anschluss düste ich top organisiert ins Audimax, wo die erste Englisch-, hoppla, Anglistik-, ähm, nennen wir es einfach Lehrveranstaltung über englische Literatur auf mich wartete. Selbstverständlich reichte meine Überpünktlichkeit aus, um noch einen Platz zu bekommen und die nächsten eineinhalb Stunden nicht auf dem Boden bei tropischen Temperaturen verbringen zu dürfen, ähm, müssen. Natürlich war die erste Englisch-, hoppla, Anglistik-, ähm, Lehrveranstaltung über englische Literatur auch sehr motivierend: „Die Durchfallquote der Steop (Studieneingangs- und Orientierungsphase, Anm.) liegt auf der Anglistik bei 85%!“ Wait, what?
So kam ich quietschvergnügt und voller Elan nach Hause, ähm, ins Wiener Zuhause, und verbrachte eine ganze Stunde damit, vor Freude wie ein Flummi auf- und abzuhüpfen. Als in keiner Weise ungeduldiger und in der Küche erfahrener Student ließ ich den erfolgreichen Tag mit einer deliziösen Oaspeis ausklingen.
Stopp! So steht einem baligen Studienabbruch nichts mehr im Wege. Genau das wollen viele Dozenten erreichen, so sind wir von über 100 Erstis nur mehr knappe 30 in Latein. Klar, es ist hart, vor allem Englisch – ähm, Anglistik – ist oftmals exorbitant inkommodierend. Klar, man wird alle Inhalte aus dem Studium eins zu eins im Berufsleben anwenden können. Nicht. Durchhalten! Denn wie sagte einst ein sehr weiser Mann: „Nihil durior quam vita“ („Nichts ist härter als das Leben“) (P.J.). Zutreffend!
© Nico Wschiansky 2020-02-09