Mein erstes Mal Karneval

Lars Hilsmann

von Lars Hilsmann

Story
Ganderkesee

Wir schreiben das Jahr 2024, ich bin 19 Monate alt und ich habe das erste Mal richtig Karneval gefeiert. Ich war zwar letztes Jahr schon beim Kinderkarneval, aber das kann man damit nicht vergleichen. Papa würde jetzt sagen: „Da, wo es Fasching heißt, wird kein richtiges Karneval gefeiert“, aber für Köln bin ich wohl noch ein bisschen zu klein.

Ich wusste auf jeden Fall gar nicht, wie mir geschieht und schon war ich eine kleine süße Erdbeere. Also süß natürlich nur nach außen. Ihr wisst ja, wie ich wirklich bin. Mama war eine große süße Erdbeere, aber Papa war das wohl alles zu süß und so wurde er zu meinem Lieblingsschneemann Olaf. Ich liebe nämlich auch Umarmungen! Verkleidet ging es dann zum Bahnhof, wo die ganzen anderen Pappnasen schon warteten. Omas Kostüm fand ich witzig. Sie war halb Pirat, halb Hippie. So quetschten wir uns in den Zug, wo wir eine Sauna vorfanden. Zum Glück mussten wir nur eine Station fahren.

Dort angekommen ging es erst mal zur nächsten Bierbude. Ich finde es schon ganz schön frech, dass es keine Bude für Kinder gibt. Da muss ich wohl mal für streiken. Naja, es war trotzdem schön, die ganzen anderen Kostüme zu betrachten. Alle fanden mich natürlich wieder süß. Ich muss wohl mal den grimmigen Blick mehr üben. Nachdem wir was gegessen hatten, ging es zum Treffpunkt, von wo sich die Familie immer den Umzug anguckt. Ich war erst verwundert, weil sonst Umzugswagen nicht so spannend aussehen, aber das waren dann doch Andere.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis es dann endlich losging, aber dann hatte ich so viel Spaß! Überall war es bunt und laute Musik dröhnte aus ihren Boxen. Ich wollte am liebsten mitlaufen, aber wurde von Mama und Papa zurückgehalten. Als Entschädigung bekam ich ganz viele Süßigkeiten. Auch nicht schlecht! Der Umzug ging wirklich lange. Meine Eltern mussten in der Zeit immer wieder auf die Toilette. Ich muss denen wohl mal den Trick mit der Windel erzählen!

Als der Umzug vorbei war, ging es für uns noch in eine Kneipe. Mama wurde natürlich direkt wieder angebaggert. Das wurde mir dann irgendwann zu bunt und ich habe die Augen zugemacht. Als ich die Augen wieder aufgemacht habe, war Papa schon mit mir auf dem Heimweg. Mama ist wohl bei ihrem neuen Verehrer geblieben. Naja, lassen wir ihr mal den Spaß! Papa holte sich noch einen Döner und dann war es auch schon wieder vorbei mit der süßen kleinen Erdbeere. Für Papa geht es jetzt noch nach Köln. Das kann ja was werden! Irgendwann will ich da aber auch noch mal hin und vielleicht habe ich ja dann meinen eigenen Verehrer!

© Lars Hilsmann 2024-02-11

Genres
Romane & Erzählungen, Humor& Satire
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Inspirierend, Unbeschwert
Hashtags