Mein Erzeuger

Libero

von Libero

Story

Nach dem Tod von „Papa“ ging ich im Juni 2010 dann zu einem Anwalt und leitete eine Vaterschaftsfeststellung in die Wege, weil ich mir endlich sicher sein wollte, wer denn wirklich mein Vater war. Bis dahin gab es zwar Angaben dazu von meiner Mutter, doch wie sollte ich ihr noch was glauben bei alle den Lügen, die sie in ihrem Leben verbreitet hatte. Trotzdem wartete ich aus Loyalität ihr gegenüber mit diesem Schritt so lange zu. Nach einem zähen und langwierigen Verfahren war es dann am 9. Jänner 2012 amtlich: „Papa“ war nicht mein Vater.

Es war ein gewisser Josef (Pepi) Matauschek. Sein Name viel schon im Zuge eines Gesprächs mit einem Kunden meiner Mutter als ich 13 war, in dem ich die Wahrheit über ihr Leben erfahren hatte. Für mich war er bis zu diesem Zeitpunkt ein Bekannter meiner Eltern, den ich flüchtig vom Sehen bei uns zu Hause kannte. Er hatte aber nie eine Rolle in meinem Leben gespielt. Ich erinnerte mich daran, dass er sehr groß war, mir meine erste Armbanduhr und auch eine Kinderziehharmonika schenkte, mit der ich aber nichts anzufangen wusste, weil sie mir niemand erklärte.

Für meine Mutter war er die Liebe ihres Lebens. Wie „Papa“ lernte sie auch ihn als Kunden auf dem Strich kennen. Das war im Oktober 1972. Sie war 28 und er 47 Jahre alt. Er war scheinbar wohlhabend, denn die ganze Zeit, die er mit ihr verbrachte zahlte er, obwohl sie ja auch die Zeit mit ihm verbringen wollte. Er kaufte sie quasi von den anderen Kunden frei indem er ihr das Geld gab, das sie mit denen in derselben Zeit verdient hätte. Nur so war es gegenüber ihrem Partner (meinem „Papa“) auch gerechtfertigt, denn nur als guter Kunde war er geduldet. Sie gingen gemeinsam ins Theater, in die Oper oder (mitunter sogar zu dritt) zum Heurigen.

Meine Mutter und er beschlossen gemeinsam ein Kind zu zeugen. Er konnte mit seiner Frau keine bekommen. Deshalb ging meine Mutter mit ihm gemeinsam sein Sperma testen mit dem Ergebnis, dass er fruchtbar war und es somit nicht an ihm lag. Mit meinem „Papa“ wollte sie kein Kind, denn sein erster (und einziger) Sohn Roman war problematisch, angeblich war er mal in der Sonderschule. Genau habe ich mich nie danach erkundigt. Roman und seine Mutter waren ein Tabuthema bei uns zu Hause.

Der Plan rund um meine Zeugung war also, dass jeder beim damaligen Partner bleibt und meine Mutter mit der Prostitution aufhört. So wurde auch die Idee geboren, stattdessen ein Taxiunternehmen zu gründen. Pepi Matauschek übernahm bei der Konzession und dem ersten Taxi sogar einen Großteil der Kosten. Wie sie das meinem „Papa“ unverdächtig erklärten ist mir ein Rätsel, schließlich wurde ich ihm auch noch als Kuckuckskind untergejubelt. Am Tag meiner Geburt hatte sie einen kleinen Autounfall. Die offizielle Version ist, dass ich wegen der daraus resultierten Aufregung seitens meiner Mutter als Frühchen zur Welt kam, was ich aber nicht war. Vielleicht drückte mein „Papa“ auch alle Augen zu, weil Pepi Mautauschek einfach so viel Geld in ihre Richtung fließen ließ

© Libero 2020-10-14

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