Mein Freund der Reinhard

Sam_Edring

von Sam_Edring

Story

Das erstemal bin ich ihm begegnet auf der Kreuzung da in meiner Heimatstadt. Ich war auf dem Weg zum Haus meiner Eltern, hatte klare Vorfahrt nicht nur weil ich im Auto saß und er auf dem Rad, sodern weil ich gerade aus fahren wollte und er abbog.

Ja so ĂŒberschnitten sich unsere Wege. Er sah mich an und lachte mich frech an wĂ€hrend ich auf die Bremse stieg, mich Ă€rgerte und er schon voll in die Pedale trat den Wienerberg hoch!

Was fĂŒr ein Idiot, dachte ich mir. Dann erzĂ€hlte ich meinem Freund dem Franz von diesem Idioten.

He das ist mein Bruder meinte dieser! Wirklich, fragte ich unglÀubig nach.

Klar, der Reinhard, der ist immer irre unterwegs.

Ja das war er wirklich, immer irre unterwegs. Er sprach gerne dem Alkohol zu, was ja in den 70er und 80er noch nicht so auffĂ€llig war. Doch welche Mengen er sich reinschĂŒttete dann schon. Der Witz bei der Sache war, dem merkte man das dann nicht an. Solche Menschen gibt’s, die saufen dich unter den Tisch und lachen dann noch.

Das NĂ€chstemal traf ich ihn dann im Lokal, wo sich die Jugend so traf in meiner Stadt.

Ich sprach ihn gleich auch an, bei Bier und Wein unterhielten wir uns und ich stellte auch fest, dass es gefÀhlich werden könnte so mit dem Fahrrad gegen ein Auto zu matchen!

„Ach was, ich bin unsterblich!“ war dann seine Antwort.

Meint der Typ das jetzt ernst? Ja er meinte es ernst. Auf den Wegen die wir dann einige Jahre gemeinsam gingen, wurde mir oft bewiesen, das er das ernst meinte.

Barfuss vom Burgenland nach Bregenz, einfach so. Mit dem Schiff auf der Donau runter bis nach RumĂ€nien um dann dort MĂŒll auf zu sammeln, einfach so.

ErwĂ€hnt sollte werden, der Reinhard war ca 1.95 groß und hatte die Statur eines Footballspielers. Noch dazu blond und blauĂ€ugig. Also die Farbe seiner Augen.

Im Lokal der Jugend in diesen Tagen, erzÀhlte ich ihm mal, dass ich gerne Gedichte schreibe. Klar das der Reinhard dann aufstand laut rausposaunte, das ich sein bester Freund, zu jedem Wort, das mir zu gerufen wurde ein Gedicht erfinden könne.

Haha, ja es war lustig und ja ich habe es geschafft, auch zum Wort, aufhören fiel mir was ein. Doch in einem Lokal, habe ich dem Reinhard dann nix mehr von meinen kĂŒhnen TrĂ€umen erzĂ€hlt.

An einem Samstagmorgen stand er dann da, mit einem geborgten Motorrad, drehte am Gashebel und forderte mich auf aufzusteigen.

Gesagt, getan und los gings, vom Nordburgenland ins SĂŒdburgenland an einem Tag und in einem Höllentempo, mein Sturzhelm lief schon mal bei meinen eher unrhythmisch AtemzĂŒgen an.

Dann verliebte er sich in Nadja, ich in Elisabeth und Karl in JO.

Sie waren eine MÀdchenbande, wie man so schön sagt.

Nadja schaffte es ihn etwas zu bremsen, ihn runter zu holen, ihn zu verzaubern. Vielleicht auch deshalb weil ihr Vater, der von der Nadja, ein umfangreiches wohlsortiertes WeingeschÀft in Wien betrieb. Somit kannte sie sich aus mit Genusstrinker!

Gehalten hat es nicht lange, auch meine Freundschaft mit Reinhard zerbrach.

Vielleicht weil ich noch nicht der Typ war fĂŒr Wanderung von Alaska-Feuerland!

© Sam_Edring 2020-01-12

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