von Thomas Paar
Manche lieben sie, andere können nur sehr wenig mit ihr anfangen. Ich gehöre zur ersten Kategorie. Besonders live ist sie immer ein Erlebnis wert. Ich rede natürlich von der Musik. Mich begleitet sie seit Kindheitstagen auf die unterschiedlichste Weise. Früher habe ich ein Instrument gespielt. Nun hat sich der Fokus etwas verschoben. Trotzdem war sie noch nicht bereit, ihre Klauen komplett aus meinem Körper zu entfernen. Nach wie vor hält sie mich mit ihrem Bann gefangen. So, als ob ein Zauberspruch auf mir liegt, von dem ich genau weiß, dass ich nie mehr davon befreit werden kann. Selten vergeht ein Tag, an dem ich keine Musik höre. Der Wunsch, Konzerte zu erleben und meine Lieblingsband live zu sehen, ist wie ein unstillbares Durstgefühl an einem heißen Sommerstag. Sehnsüchtig warte ich nur mehr darauf, dass man endlich wieder sorgenfrei ein Konzert besuchen kann. Obwohl ich „nur“ Musik höre, hat sich über die Jahre daraus eine Leidenschaft bei mir entwickelt. Selbstverständlich greife auch ich sehr oft auf Spotify zurück. Doch insgeheim blutet mein Herz immer etwas, wenn meine Frau sagt, dass ich eine Playlist einschalten soll. Für mich gibt es nur eine Art, Musik zu hören. Nämlich auf der Vinyl Platte. Nicht einfach nur auf Play drücken. Nein! Die Platte aus der Hülle holen, auf den Plattenspieler legen und die Nadel vorsichtig darauf absetzten. Ich liebe das charakteristische Knistern der Platte, bevor sich die Musik auf den Weg macht, mein Ohr und mein Herz zu erobern. Wenn ich Zeit habe, dann setze ich mich gerne in meinen Ohrensessel. Schließe die Augen und versuche, alles andere auszublenden. Einfach bewusst Musik hören. Ein Tag ohne Musik ist wie der fehlende Espresso in der Früh. Für mich unvorstellbar. Mit der Musik verbinde ich so viele Erinnerungen, die ich niemals missen möchte. Sie brachte mich an Orte, an denen ich sonst vermutlich nie gewesen wäre. Sie hilft mir dabei, emotionale Situationen zu bewältigen und bringt mich immer sicher durch die Turbolenzen, die das Leben so bietet. Kurzum, ein Tag ohne Musik wäre für mich wie ein Tag ohne die lebensnotwenige Luft zum Atmen. Oft klingt es ziemlich klischeehaft, wenn man als Hobby angibt, dass man gerne Musik hört. Bei mir trifft dieses Klischee zu, aber nur deshalb, weil ich für mich die einzig „richtige Art Musik zu hören“ gefunden habe.
© Thomas Paar 2021-10-14