von Thomas Paar
Ob die Gedanken wichtig oder unwichtig sind, spielt dabei nur eine nebensächliche Rolle. Es ist die Menge, die mich ab und zu überfordert. Denn selbst wenn ich es nicht bewusst darauf anlege, sind sie einfach da. Auf der alten Festplatte wäre zwar noch genügend Speicherplatz vorhanden. Doch die Gedanken fliegen kreuz und quer umher. Verhindern dadurch, dass ich sie fassen und klar sortieren kann, um wieder etwas Ordnung zu schaffen. Dann könnte ich zumindest wieder einmal an etwas bestimmtes Denken oder einen klaren Gedanken formulieren.
Das schreit förmlich danach, wieder einmal bewusst zu versuchen, an nichts zu denken. In meiner Jugendzeit hätte ich vermutlich mit dem dämlichsten Spruch darauf geantwortet, den man nur liefern kann. Nämlich, dass meine Festplatte wieder einmal formatiert gehört, mit einem Hilfsmittel namens Alkohol. Ich hatte auch nur ansatzweise Probleme mit dem Alkohol, doch heute trinke ich nicht mehr. Fehlen tut es mir keineswegs. Damals war ich halt einfach jung und dumm. Trotzdem wäre es angenehm wieder mal an absolut rein gar nichts zu denken.
Zu versuchen die Gedanken nicht krampfhaft zu lokalisieren und fangen zu wollen. Mich einfach auf die Umgebung zu fokussieren, um anschließend zu beobachten, was geschieht. Daher setze ich mich hin, schließe meine Augen, und versuche bewusst auf meine Atmung zu achten. Vor gut einem Jahr habe ich das regelmäßig gemacht. Daher fiel es mir mit der Zeit immer leichter und gelang es mir jedes Mal etwas besser abzuschalten. Aus irgendeinem Grund, den ich heute natürlich nicht mehr weiß, hab ich damit aufgehört. Es hat mir gut getan, daher ist es erst recht nicht zu erklären, warum ich damit aufhörte.
Während ich also im Bett sitze, und meine Augen geschlossen halte, merke ich wie sich durch meine gleichmäßige Atmung mein Körper entspannt. Doch man glaubt es kaum, wie schwer es ist tatsächlich an Nichts zu denken. Krampfhaft versucht mein Kopf sich an irgendeinen Gedanken zu klammern, so als hätte er Angst davor, mal abzuschalten. Die Ruhe ist garantiert nicht das Problem, denn diese heiße ich immer gerne willkommen.
Ich setzte mir das Ziel, diesen vermeintlichen Entspannungszustand, für zehn Minuten zu halten. Doch mein Kopf hat Probleme los zulassen. Nach zwei Minuten, höre ich unseren Kater, wie er Unfug treibt. Davon muss ich ihn abhalten, sagt mir mein Kopf, ihm kommt der Zwischenfall gelegen. Also raus aus dem Bett, und kurz darauf wieder rein.
Nochmal alles auf Anfang. Der Countdown wird wieder auf zehn Minuten gestellt. Doch mein Kopf wehrt sich vehement dagegen sich eine Pause zu gönnen. Es fällt mir sogar schwer, die Augen geschlossen zu halten. Nach weiteren zwei Minuten breche ich den Versuch ab. Vielleicht klappt es morgen.
Heute hat es keinen Sinn, denn mein Kopf ist voll.
© Thomas Paar 2022-09-29