Mein sicherer Felsen in stürmischer See

SamSara28

von SamSara28

Story

Hmm.

Es ist merkwürdig. Einerseits bin ich so unabhängigkeitsbedürftig. Das gibt mir Sicherheit. Freiheit. Das Gefühl, selbst entscheiden zu können. Nicht festgenagelt oder eingeengt zu werden. Nicht kontrolliert oder bestimmt zu werden.

Und dann gibt es da diese anderen Stimmen. Unsere kleinen Kellerkinder. Die sich nach genau dem Gegenteil sehnen. Eingesperrt zu werden. Versklavt zu werden. An Ketten gelegt. Benutzt. Weil sie es nicht anders kennen. Weil sie denken, dass man so dazugehört. So bleibt. So „geliebt“ wird.

Aber nichts von beidem funktioniert auf Dauer. Keins der Extreme hält. Plötzlich werden die Fesseln zu eng. Die Befehle zu krass. Die Kontrolle zu laut. Und dann müssen wir wieder weg. In die Freiheit. Raus. Unser eigenes Ding machen. Unabhängig sein. Selbstbestimmt. Niemandem verpflichtet.

Bis dann wieder die auftauchen… Die, die sich nach Bindung sehnen. Nach einem Gegenüber. Nach jemandem, der bleibt. Der nicht wegrennt, wenn es kompliziert wird. Für den wir nicht zu viel sind. Aber auch nicht zu wenig. Für den es okay ist, wenn wir mal wieder schweigen. Uns zurückziehen. Abtauchen. Unsere Grenzen ziehen.

Das ist halt diese Sehnsucht. Nach beidem. Nach Verbindung. Klar. Aber eben auch diese Angst. Vor dem emotionalen Gefängnis. Vor dem Verbiegen. Vor dem „du musst“. Vor den unausgesprochenen Erwartungen. An mich. An andere. An uns.

Und ich frage mich: Gibt es ein Wir, das nicht an meiner Freiheit zerrt? Gibt es Nähe, die mich nicht erstickt? Gibt es Bindung, in der ich ich bleiben darf? Bleiben kann? Die nicht einengt?

Ich geb’s zu… Ich scheitere oft. Immer wieder. Ständig. An mir. An ihnen. An der Sache. An der Beziehung. Am Wunsch, es besser zu machen. Und dem gleichzeitigen Drang, sofort loszurennen, wenn es zu nah oder zu schwierig wird.

Vielleicht ist genau das meine Suche… Nicht nach dem perfekten Gegenüber. Sondern nach dem Ort, an dem beides geht. Nähe. Bleiben und frei sein. Zuhören und mich selbst nicht verlieren.

Und dann denke ich wieder an meinen Felsen… Dort draußen irgendwo in der stürmischen See. Ich stehe hier an meinem sicheren Ufer. Und fühle mich so furchtbar fremd. Würde mich ja doch viel lieber wieder an den Felsen klammern und all das vermeintlich Gesunde und Sichere aus der Entfernung betrachten. Es lieber herbeiträumen, als selbst ein Teil davon zu sein.


© SamSara28 2025-06-22

Genres
Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Reflektierend, Traurig
Hashtags