MEIN TANK

Gudrun

von Gudrun

Story

Ich habe schon mal darüber geschrieben, dass ich auf Grund meiner Erkrankung seit mehreren Jahren auf die Versorgung mit Sauerstoff angewiesen bin. Nachdem ich vor einigen Jahren nach vielem hin und her endlich wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat man mir einen großen Sauerstofftank in die Wohnung gestellt. Zudem erhielt ich einen kleinen mobilen Tank, der mich befähigt auszugehen. Diesen kleinen Tank kann ich am großen, stationären Tank auffüllen. Dann habe ich die Freiheit, vier Stunden unterwegs zu sein. Doch zunächst zum großen Tank. Daran angeschlossen habe ich einen 15 Meter langen Schlauch, der mich über die Nase mit Sauerstoff versorgt. So kann ich mich ohne Probleme durch meine Wohnung bewegen. Da bekommt der Begriff von einer langen Leitung eine ganz neue Bedeutung. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht über den Schlauch stolpere. Mein Tank ist mit flüssigem Sauerstoff gefüllt, man verzeihe mir, dass ich nicht so genau weiß, wie das vor sich geht, aber das Zeug ist gefroren, und wird durch raumtemperiertes Wasser geleitet, um es zu erwärmen, damit es atembar wird.

Wenn ich nun ausgehen will, setze ich meinen kleinen Behälter auf den großen Tank und befülle ihn. Das funktioniert auch mit einiger Übung ziemlich gut. Bis letzten Samstagnachmittag.

Ich wollte ausgehen, also fülle ich meinen Tank auf, und etwas geht schief, gewaltig schief! Der kleine Tank lässt sich nicht mehr abkoppeln. Aus allen Ventilen tritt Sauerstoff aus. Es brodelt und zischt und dampft gewaltig und ohne Unterlass. Es sieht aus wie die Entwicklung von Nebel mit einer Nebelmaschine bei einem Musikevent. Fehlt bloß die Musik. Die beiden Tanks sind dank einer dicken Eisschicht untrennbar miteinander verbunden. Mir wird Angst und Bange, und ich bin völlig hilflos und weiß zunächst nur, dass da meine Überlebensgarantie ausläuft. Ich wähle zunächst mal den Notruf 112. Bin beruhigt, dass der Mann am Telefon mir versichert, dass unverzüglich jemand kommen würde. Es dauert denn auch nicht lange, da sind zwei Männer der Berufsfeuerwehr da. Sie schaffen den Stein des Anstoßes zunächst mal sicherheitshalber auf meine Terrasse. So viel reiner Sauerstoff ist feuergefährlich. Dann öffnen wir alle Fenster. Der eine schaut sich das Elend an, und fragt sich, wie man das Auslaufen des Tanks stoppen kann. Auch ein Gespräch mit dem Notdienst des Sauerstofflieferanten bringt keine Klärung. Außer, man muss warten, bis der Tank leer ist. Aber sie werden einen Fahrer beauftragen, dass er mir unverzüglich neuen Sauerstoff bringt. Das tut er. Nach einer guten Stunde ist ein neuer voller Tank da, inklusive eines neuen tragbaren Gerätes. Den alten Tank nimmt er mit. Ich bin froh, dass die Versorgung so gut klappt. Dafür bin ich außerordentlich dankbar, auch, dass sich die Männer von der Feuerwehr so gut und aufmerksam um alles gekümmert haben. Vielen Dank!

© Gudrun 2022-11-21

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