Mein Traum von Baiapiccola

Christa Katharina Dallinger

von Christa Katharina Dallinger

Story

Frühling an der Adria, oder gar Vorfrühling? Irgendwo an der Grenze. So früh als nur irgend möglich, um dem Touristenvolk zu entgehen.

Die ersten sanft wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Das kräftige Gelb der Mimosen bestaunen. Den Magnolien beim Aufblühen zusehen.

Das ist mein Frühling an der Adria, mein kleines Glück.

Ich schlenderte entlang Küste. Baiapiccola – Ein Hinweisschild. Eine neu wirkende Straße schlängelte sich zwischen einem Strandbad und den Felsen entlang ums Eck, vermeintlich in eine weitere Bucht.

Ich war neugierig geworden. Ich holte mein Auto, und los ging die Erkundungsfahrt. Um die Kurve, und… Wow!

Vor lauter Staunen war ich vom Gas gestiegen. Der Motor seufzte.

Eine Schrankenanlage. Die Schranken standen offen. Ob ich es wagen sollte? Lieber nicht. Ich setzte den Wagen zurück und parkte ihn entlang der Straße ein.

Dann machte ich mich auf den Weg, zu Fuß und etwas eingeschüchtert.

Baiapiccola – Ein Ressort, aus dem Nichts erschaffen. Eine unberührte idyllische Bucht war zu einen Refugium für Reiche und Schöne umgestaltet worden.

Ursprünglichkeit oder Architektur, Natur oder Kultur, die Diskussion wehrt schon lange. Aber in diesem Augenblick, vor dieser beeindruckenden Kulisse, da verschwendete ich keinen Gedanken daran.

Stehenbleiben, schauen, staunen. Zwei Schritte vor, eine Drehung nach rechts, eine nach links, einen Schritt zurück…

Eintauchen in eine andere Welt, ohne Neid, ohne das leiseste Bedürfnis, so leben zu wollen.

Ich liebte mein kleines Glück, und zu diesem kleinen Glück gehörten eben auch solche Momente. In eine fremde Welt eintauchen, den Augenblick auskosten, und die Erinnerung an eben diesen Augenblick im Herzen mitnehmen. Wie reich beschenkt fühlte ich mich in solchen Momenten!

Baiapiccola – Piccolo war hier rein gar nichts. Die Masten der Segelyachten ragten nicht nur in den Himmel, hier kratzten sie schon an der Himmelsdecke.

Die Crews, die die Yachten nach dem langen Winter wieder auf Vordermann brachten, die schienen einem Modellkatalog entstiegen. Groß, schlank, braungebrannt und ein umwerfendes Lächeln im Gesicht.

Die Piazza, die Bauten, keine Rede von piccolo, und doch mit so einem verzaubernden Flair gestaltet, dass ich mich der Faszination nicht entziehen konnte.

Ein paar Fotos, ein Cappuccino auf der Piazza. Kaum Touristen, nur das rege Treiben der Bootscrews. Ich ließ das Ambiente auf mich wirken.

Der ’Traum von Baiapiccola‘, er wurde zum festen Bestandteil meines kleinen Glücks. Wie ein kleines Kind konnte ich staunen, mich an Dingen und Begebenheiten erfreuen. Nur das „will haben“, das war aus meinem Leben verschwunden.

Nun gab es wieder einen Traum, einen Traum ganz ohne „will haben“, einen Traum, der in die Nächte meiner Zufriedenheit, in die Nächte meines so reichen kleinen Glücks sonnig bunte Farben brachte.

Ich lebte mein Leben, Portopiccolo irgendwie irgendwo im Herzen. Mein kleines Glück blieb mir treu.

© Christa Katharina Dallinger 2019-08-19

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