Mein Weg! -1- Der Beginn

TomTom

von TomTom

Story
Europa 1971 – 2025

Niederrhein, 1971: In einem kleinen Eckreihenhaus erblickte ich das Licht der Welt – mitten im Herzen des niederrheinischen Flachlands, dort, wo die Felder nie enden und das Leben in gemächlichem Rhythmus pulsiert. Der Niederrhein, meine Heimat, war kein Ort der großen Dramen oder wilden Möglichkeiten. Es war ein katholisch geprägter Ort, bekannt für eine gewisse Bodenständigkeit, die sich wie ein unsichtbarer Nebel über alles legte – über die Menschen, die Häuser, die Träume. Wer hier aufwuchs, tat es mit der stillen Erwartung, später in geordneten Bahnen weiterzumachen: Schule, Ausbildung, Job, vielleicht Hausbau. Aber sicher keine Millionärsträume.

Ich heiße Thomas – und ich wette, wenn du jetzt denkst, ich wäre von Anfang an der typische Überflieger gewesen, dann solltest du dich setzen. Denn: Ich war alles, nur kein Musterschüler. „Schulversager“ war das Etikett, das man mir anheftete – und ganz ehrlich, ich hätte es selbst unterschrieben. Wenn es eine Goldmedaille im Schwänzen, Abschreiben oder Nichtstun gegeben hätte, ich hätte sie locker abgeräumt. Lehrer waren für mich eine Art natürliche Feinde – zumindest fühlte es sich oft so an. Und Klassenarbeiten? Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die von einer fremden Spezies geschrieben wurden, die mit mir nichts zu tun haben wollte.

Aber lass mich dir von den Menschen erzählen, die mich trotzdem nicht aufgegeben haben. Mein Vater war Postbeamter – ein Mann, der mit wenigen Worten viel sagte. Er sprach nicht oft, aber wenn er sprach, war es mit Gewicht. In seiner Art lag eine stille Würde, etwas Verlässliches. Er war kein Mann für Umarmungen, aber ich wusste, dass er da war. Immer. Er zeigte seine Liebe nicht mit Gesten, sondern mit Gewohnheit, mit Prinzipien, mit Pünktlichkeit. Seine Art war manchmal schwer zu greifen, aber sie hat mich geprägt – mehr, als ich es als Kind verstand. Er war mein stiller Anker, mein Kompass, mein Maßstab für Geradlinigkeit.

Und dann meine Mutter – die absolute Heldin hinter den Kulissen. Gelernte Verkäuferin, aber mit einer Superkraft, die weit über das hinausging: Sie hat unser kleines Haus zu einem Zuhause gemacht, voller Wärme und Geborgenheit. Ich war ihr „Junge“, manchmal ein schwieriger, widerspenstiger kleiner Kerl, der mehr Staubwolken hinterließ als man zählen konnte. Und trotzdem hat sie nie aufgehört, an mich zu glauben – auch wenn ich ihr wahrscheinlich den letzten Nerv geraubt habe. Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich sie oft vor mir: geduldig, lächelnd, mit einem Lächeln, das sagte: „Du schaffst das, auch wenn du es selbst noch nicht glaubst.“







© TomTom 2025-06-07

Genres
Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll, Inspirierend
Hashtags