Mein Weg! -25- Theorie & Praxis

TomTom

von TomTom

Story
Europa 1971 – 2025

Noch heute, wenn ich einen alten Käfer auf der Straße sehe oder das leise Knattern eines luftgekühlten Motors höre, holt mich die Erinnerung ein. An dieses erste Auto. An dieses erste große Gefühl von Freiheit. Und an den Jungen, der mit einem weißen Käfer, einem Herz voller Musik und dem Mut, selbst zu lenken, ins Leben fuhr.

Die Ausbildung begann für mich mit gemischten Gefühlen. Ich war nicht unbedingt der geborene Musterschüler – das hatte sich schon in meiner Schulzeit gezeigt. Der schulische Teil der Ausbildung war daher eher eine Verlängerung alter Muster: durchwachsen, manchmal mühsam, mit einer gewissen Gleichgültigkeit, die sich tief in mir eingenistet hatte. Noten waren für mich nie ein echter Maßstab für Wert oder Können. Oft reichte es gerade so für eine Vier, und das war in meinen Augen lange genug „genug“.

Aber dann kam der praktische Teil – und mit ihm eine Erfahrung, die mich zum ersten Mal wirklich stolz machte. In der Werkstatt veränderte sich etwas in mir. Die Umgebung war anders: konkreter, greifbarer, ehrlicher. Maschinen gaben einem sofort Rückmeldung – entweder es funktionierte, oder eben nicht. Kein Interpretationsspielraum, keine Ausreden. Und das gefiel mir.

Ich entdeckte, dass ich ein echtes Gespür für Abläufe und Präzision hatte. Die Arbeit forderte Konzentration, Geduld und Sorgfalt – Dinge, die mir im Klassenzimmer oft fehlten, aber hier plötzlich ganz selbstverständlich aus mir herauskamen. Es war, als hätte ich endlich einen Ort gefunden, an dem mein Denken und mein Tun im Einklang waren. Ich kam morgens mit einem anderen Gefühl zur Arbeit: einer Mischung aus Respekt vor dem Handwerk und leiser Vorfreude, etwas Sinnvolles mit meinen eigenen Händen zu schaffen.

Während andere auf dem Papier vielleicht bessere Noten hatten, wuchs ich an Schraubenschlüsseln, Druckplatten und Maschinen. Ich begann, mich selbst ernster zu nehmen. Nicht, weil mir jemand sagte, ich sei gut – sondern weil ich es selbst spürte. Das war neu für mich. Und wichtig.

Heute weiß ich: Diese Zeit in der Werkstatt hat mir nicht nur ein Handwerk beigebracht. Sie hat mir geholfen, mich selbst besser zu verstehen. Ich habe gelernt, dass Intelligenz viele Formen hat – und dass man manchmal erst die richtige Umgebung braucht, um sie zu entdecken.




© TomTom 2025-06-30

Genres
Biografien
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll, Informativ, Inspirierend, Reflektierend
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