von TomTom
Wenn ich heute den salzigen Wind auf der Haut spüre oder das Rauschen der Wellen höre, bin ich wieder dort. An diesem Strand. In dieser Kindheit, wo selbst die Angst am Ende in Geborgenheit mündete.
Neben den vielen kleineren Ausflügen, an die ich mich erinnere, nahmen die Ferienfreizeiten auf Ameland einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen ein. Schon früh durfte ich an diesen Jugendreisen teilnehmen, und jedes Mal waren sie ein leuchtender Fixpunkt im Jahreslauf – ein Höhepunkt, dem ich lange entgegenfieberte und der mir noch lange danach in Erinnerung blieb.
Ameland war für mich wie der Eintritt in eine andere Welt. Schon die Fahrt dorthin – mit dem Bus voller aufgeregter Stimmen, dem Geraschel von Rucksäcken, dem Kichern über alberne Witze – war Teil des Abenteuers. Und dann die Überfahrt mit der Fähre, wenn langsam die Insel am Horizont auftauchte – das war wie ein Übergang in eine Zeit außerhalb der Zeit.
Die Insel empfing uns mit ihrem ganz eigenen Zauber: kilometerlange Strände, an denen der Wind das Meer in silberne Gischtfahnen aufpeitschte, und sanfte Dünen, in denen wir uns verloren wie in einer fremden Welt. Ich erinnere mich an das Gefühl, barfuß durch den Sand zu laufen, das Salz auf der Haut, das Lachen, das zwischen den Zelten und Hütten widerhallte.
Ameland bedeutete Freiheit – eine, die wir in dieser Form nirgendwo sonst erleben durften. Kein ständiger Blick auf die Uhr, kein lauter Straßenverkehr, keine Verpflichtungen. Stattdessen tobten wir durch die Dünen, spielten stundenlang Fußball im warmen Abendlicht oder ließen Drachen steigen, als könnten wir selbst gleich mit in die Luft gehen.
Und dann kamen die Abende, die für mich das eigentliche Herz dieser Zeit waren. Wir saßen um das knisternde Lagerfeuer, eng zusammengerückt, mit Decken über den Schultern und dem Rauch in den Haaren. Die Gespräche wurden leiser, vertraulicher – manchmal auch erfundener. Wir erzählten Geschichten, die in fantastische Abenteuer abdrifteten, in denen wir Piraten, Entdecker oder geheime Helden waren.
Besonders eindrücklich war das Gefühl der Gemeinschaft. Ich lernte dort Freundschaften kennen, die zwar oft nur eine Woche hielten, aber in dieser kurzen Zeit alles bedeuteten. Es waren Freundschaften, die keine Vergangenheit brauchten und keine Zukunft versprachen – sie lebten ganz im Moment. Vielleicht war gerade das ihre Magie.
Wenn ich heute an Ameland denke, dann nicht nur an eine Insel, sondern an ein Lebensgefühl. Es war ein Ort, der mir zeigte, wie sich Leichtigkeit anfühlt – und der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist wie ein leiser Traum voller Sonne, Wind und Lachen.
© TomTom 2025-06-12