von Claudia Schwarz
Ich mag Weihnachten – Krimis mag ich nicht (mehr).
Weihnachten: strahlende Lichter und strahlende Gesichter, gemeinsam sein, Familienzeit, die Freuden des Schenkens, süß und würzig, Urlaubszeit.
Krimis: (Hoch)Spannung, aufgeregtes Bangen, ein unklares Ende, … – und ich kann danach nicht gut schlafen.
Weihnachten mochte ich schon immer! Besonders als Kind: die Lichterkette an meinem Fenster, Kekse backen und Teig naschen, durchs Schlüsselloch spähen (ob das Christkind nun endlich schon da war?) Wunschlisten schreiben, Geschenke (gewünschte, überraschende, praktische), Weihnachtsferien.
Krimis mochte ich eine Zeit lang auch recht gern. Als Kind hab ich versucht, mich heimlich unter der Couch zu verstecken, um Tatort schauen zu können. Dann kamen Stephen King, Stieg Larson und co. Ich hab meinen “Krimi-See” schon ausgelesen – now look on the bright side of life :-)
Und was ist das bitte dieses Jahr? So hab ich das nicht bestellt und schon gar nicht auf irgendeinem Wunschzettel, weder gedanklich noch schriftlich, fixiert.
Ein Weihnachtskrimi: dürfen wir nach Bayern zu meiner Familie fahren? Und wenn ja, dürfen wir dann wieder zurück ohne 10 Tage Quarantäne?
Es gibt viele Pläne – wir planen, die Regierungen planen und noch ist so viel unklar – plant das Virus auch? Das bezweifle ich.
Letzte Woche: Massentest → negativ – gut, bitte einmal konservieren und einpacken, zum Mitnehmen, für Weihnachten. Geht nicht? Blöd!
Es entstehen mehrere Strategien – geleitet werden sie von der Vision Weihnachten, wie gewohnt, geschätzt, geliebt (ja, wie so oft im Leben wird mir die Bedeutung erst so wirklich wirklich klar, wenn etwas in Gefahr ist) in meiner alten Heimat mit meiner geliebten Familie im schönen Bayern zu verbringen.
Ich bin hin und her gerißen zwischen “das wird schon”, “dann halt nicht”, “da muss man doch was tun können” … ein auf und ab – (Hoch)Spannung, aufgeregtes Bangen, ein unklares Ende – wie im Krimi, was ich ja eigentlich nicht mehr mag.
Ich hätte nie gedacht, dass die Grenze zwischen meiner alten und meiner neuen Heimat einmal so eine bedeutende Rolle spielen kann – da war das Red Bull schmuggeln in den Jugendtagen ja ein Kindergarten dagegen. Jetzt denke ich manchmal schon an Menschenschmuggel …
Positiv denken und dabei negativ bleiben!
Ich will ein schönes Weihnachten – dieses Jahr und die nächsten Jahrzehnte! Ich will überhaupt schöne Jahre – mit bekannten und neuen Lieblingsmenschen! Und ich bin bereit meinen Teil dazu beizutragen und mich auf die positiven Seiten zu fokussieren.
Vielleicht klappt’s ja doch, das mit dem gemeinsamen Feiern unterm Weihnachtsbaum – und falls wir danach in Quarantäne müssen: welche Gelegenheit wäre wohl besser für einen gründlichen Hausputz? Da bekommt der Weihnachtsputz eine ganz andere Bedeutung …
So ist das im Leben – manchmal ändert sich die Bedeutung und manchmal wird eine Bedeutung erst sternenklar, wenn Selbstverständlichkeiten untergehen.
© Claudia Schwarz 2020-12-15