Dr. Josef C. NĂŒziders. Praktiziert hier schon seit ĂŒber dreiĂig Jahren. Bald werden wir ihn verlieren unseren Pepi. Ist schon ĂŒber 70. Aber fit wie eh und je. Das regelmĂ€Ăige Radeln macht es aus. Als Kind hatte ich immer Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt. Am Anfang war es ein Dentist in Schruns. Ein etwas grober Geselle. Als ich den Mund versperrte hat man mir einfach einen Gummiklotz zwischen Ober- und Unterkiefer gesteckt. Wie traumatisch. Dann ein Zahnarzt in Bludenz. Na, ja. Auch ein Gott in WeiĂ. Aber soweit so gut.
Endlich ein Zahnarzt in NĂŒziders. Ein paar wenige Jahre nach meiner Matura. Und ja, der war ganz anders. UmgĂ€nglich. Auf Du. Komm herein, setz Dich. Entspanne Dich. Na, dann schauen wir mal. Aha, auf 25 ein kleines Loch. Das haben wir gleich. Du bist doch der Sohn vom Luis. Dem Chefmechaniker beim VW Autohaus L. Mmh. ⊠Nicke nur leicht mit dem Kopf. Wie soll ich auch sprechen. Ja, der Luis. Ein echter Experte in seinem Fach. So. Dann werden wir mal leicht anbohren. Setzt eine Spritze. So. Entspanne Dich. Das haben wir gleich. Mmh. J⊠So das wars schon. Der Zahn ist fast wieder wie neu. Ah ja. Schön zu hören. In einem halben Jahr sehen wir uns wieder. Eh klar. Und so ging es die ganzen vielen Jahre. UmgĂ€nglich. Na, dann schauen wir mal. Nicht immer war es nur ein kleines Loch. Sondern. Das sieht gar nicht gut aus. Der ist am Ende. Tut mir leid. Aber den muss ich extrahieren. Drei Spritzen. Nein. Bitte nicht denke ich mir. Entspann Dich. Keine Sorge. Hast noch genug ZĂ€hne. Sind ja mit 32 ZĂ€hnen gesegnet. Einer mehr oder weniger. Das ist nun einmal so. Na, wennst meinst. So. Erledigt. Habe gar nichts gespĂŒrt. So. Noch ein Antibiotikum und Du weiĂt die nĂ€chsten zwei Stunden nichts Trinken oder Essen. Alles wird gut. Und so ging es weiter. Mittlerweile habe ich mit 57 erst vier ZĂ€hne verloren. Ja, nicht so dramatisch. Den einen oder anderen werde ich mir in der Pension mal ersetzen lassen. Werde ihn Dr. Pepi C. einmal doch sehr vermissen. Mit seiner unkomplizierten und volksnahen Art.
Dr. Pepi C. Ein Urgestein aus dem Trentino. Engagierter Heimathistoriker und begnadeter Fotograf. Aus unserer Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Bescheiden, umgÀnglich, einer wie Du und Ich. Geerdet. GeprÀgt von seiner Biografie.
WĂŒrde mir mehr Ărzte von seiner Art wĂŒnschen. Die vor allem den hippokratischen Eid ernst nehmen. Er hat es verinnerlicht. Bescheiden und demĂŒtig. Am Donnerstag dieser Woche komme ich wieder. Da plagt mich ein Stockzahn. Bin halt nicht mehr jugendlich. Wie unlĂ€ngst mein OrtohpĂ€de zu meinen Lendenwirbeln gemeint hat. Auch ein Arzt der Dir direkt sagt was Sache ist. HĂŒfteabwĂ€rts ist die Muskulatur gut ausgebildet. Aber die Kugel muss weg. Bauchmuskeltraining. Kann ja nicht so schwer sein. Skifahren und Radfahren geht ja auch. Besorge mir im Hervis Hanteln. Und trainiere seither fleiĂig.
Und lieber Dr. Pepi C. Hoffe nicht, dass ich meinen fĂŒnften Zahn verliere. Aber Du wirst schon das Richtige machen. Heute tut er gar nicht mehr weh. Ok?
© Walter Tiefenbacher 2021-02-28