Ich weiĂ nicht mehr genau, wann ich zum ersten Mal auf einem Pferd sitzen durfte. Jedenfalls fand ich Jahre spĂ€ter aufgrund von Fotos heraus, dass ich schon mit eineinhalb oder zwei Jahren mit Pferden durch meine Familie in Kontakt kam. Meine Tante und mein Stiefonkel waren Reiter und es gibt ein Foto, wo mein GroĂvater mit mir auf dem Arm neben einem Kutschpferd steht. Als kleiner Zwerg stand ich schon mit meiner Tante am Koppelzaun, sie hĂŒbsch in Lederreitstiefeln, im Hintergrund einige Pferde. Ich konnte mich an beides nicht erinnern, jedoch wurde mir durch diese Fotos spĂ€ter klar, dass es der Pferdevirus, von dem alle sprechen, nicht allzu schwer bei mir hatte.
SpĂ€ter als ich knapp sechs war, fing es dann richtig an. ZunĂ€chst einmal bekam ich von meinem gestrengen Vater eine unvergessliche Reitstunde verordnet. Ich kam in die Obhut eines mindestens ebenso gestrengen pensionierten Majors, der in einem malerischen Ărtchen in unserem Wochenendausflugsgebiet auf Privatpferden eines Wirtes Reitstunden gab. Der pensionierte Major nahm es auch in der Pension noch recht genau mit seinen Kommandos und so wurde aus der Reitstunde an der Longe mit dem recht braven Haflinger eine reine Tortur.
Nahe den TrĂ€nen war mir klar, ich hatte kein Talent, keinen âKnieschlussâ hieĂ es und am Ende fiel ich noch herunter. Ăbungen mit Arme kreisen im Schritt ĂŒberstand ich noch, doch mit praktisch null Vorerfahrung oder Training Traben ohne SteigbĂŒgel und das noch im engen Kreis an der Longe war dann doch zu viel. Heute denke ich gelegentlich noch mit Unbehagen an jenes unangenehme Erlebnis. âReiten ist doch was Schönesâ, hatte ich gedacht. Die Reitstunde endete trĂ€nenreich. Jedenfalls hatte ich dann fĂŒr lĂ€ngere Zeit genug und quĂ€lte niemand mehr mit meinem kindlichen Aufjaulen âein Pferd, ein Pferdâ, wenn wo eines dieser wunderschönen Tiere mit den groĂen ruhigen Augen irgendwo zu sehen war.
© Elisabeth Dauring 2021-03-03