von Maria Merimi
Im Jahre 2007 feierten wir das 10jährige Bestehen unserer spirituellen Gemeinschaft, die sich im StadtRaum in Köln traf. Wir erhielten die Möglichkeit unsere Erfahrungen schriftlich festzuhalten.
Beim Recherchieren „10 Jahre StadtRaum“ fand ich in meinem kleinen persönlichen Archiv zwei Dinge, die mir auch heute noch wichtig sind. Beide Ankündigungen aus dem Jahr 1999, ein Kurs der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg und ein buddhistisches Seminar von Friederike Termeer mit dem Titel: „Eine Liebesbeziehung zur Welt eingehen“, sie waren der Start für meine tiefere Arbeit an meinem Selbst.
Ich weiß noch genau, wie wichtig diese Informationen für mich waren, ich fühlte mich an der richtigen Adresse. Von da an war ich regelmäßig Gast im StadtRaum. Aber erst 2 Jahre später, als ich erfuhr, dass es eine ThichNhatHanh (TNH) Sangha (spirituelle Gemeinschaft) gibt, wurde ich Teil dieser Gemeinschaft. An jedem 1. Sonntag im Monat gab es eine Einführung in die Meditation für Neueinsteiger. Ich hatte Lampenfieber vor meinem ersten Termin. Was für Menschen würden mich dort erwarten? Ich stamme aus einem atheistischen Elternhaus, und nun fand ich in den Ritualen des Sonntagskreises das, was ich schon lange gesucht hatte. Es war ein besonderer Abschluss meiner Wochenenden, so wie andere Menschen sonntags in die Kirche gehen. Seitdem besuchte ich mit Freude diesen Kreis. Obwohl ich schon viele Jahre meditierte, hatte ich den Eindruck noch einmal von vorne beginnen zu wollen. Es tat mir so gut nun mit anderen Menschen zusammen zu meditieren. Hierbei lernte ich auch das Achtsamkeitstraining nach TNH kennen, und es vergingen einige Jahre mit intensiven Übungen. Der Austausch untereinander bei den Treffen zur Achtsamkeit in der Kommunikation haben mir sehr geholfen in schwierigen Lebenssituationen. Es gab die Zeit der Trennung vom Partner, die Krankheit und Pflege meiner 89 Jahre alten Mutter, die dann 2 Jahre später verstarb. Aber auch ihr hatte ich in den letzten Jahren Bücher von TNH mitgebracht, die eine beruhigende Wirkung auf sie hatten. Ihr Satz: „Kind der Mann hat ja recht“, ist in unserer Familie immer noch aktuell. Sie hatte während eines längeren Krankenhausaufenthaltes in der Uniklinik in Köln aus dem Fenster in den Himmel geschaut und den Mond bewundert. TNH schreibt „wenn du den Mond nicht siehst, ist er für dich für immer verloren“. Da wusste ich, dass meine Mutter, die keinen Glauben hatte, für sich einen guten Weg gefunden hatte. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem ohne meine Sangha im StadtRaum fertig geworden wäre.
Oft habe ich das Gefühl immer wieder am Anfang zu stehen, aber mein Leben ist insgesamt freudvoller geworden. Ich habe gelernt mit dem Leiden besser umzugehen und es als einen Teil meines Lebens anzunehmen.
© Maria Merimi 2022-03-18