Meine Geschichte der Peinlichkeit

Jakob Hysek

von Jakob Hysek

Story

Es war ein gemütlicher Abend in Dublin, Kalifornien, den ich bereits in meinem Pyjama bestehend aus Boxershort und T-Shirt in meinem Bett mit einer Netflix Serie verbrachte, als plötzlich mein Handy vibrierte. Eine Whatsapp Nachricht von Donia, kurz und knapp: “Wanna come over?”

Donia absolvierte das gleiche Programm wie ich, wir waren knapp 30 Leute aus 18 Ländern, die für zirka 6 Monate in Kalifornien ein Ausbildungsprogramm durchliefen. Es war bereits mein fünfter Auslandsaufenthalt und wie bei den anderen kam der interkulturelle Austausch nicht zu kurz… Donia ist aus den Niederlanden mit afghanischen Wurzeln und schon in den ersten paar Wochen fanden wir zueinander, um uns den Aufenthalt in Kalifornien etwas zu versüßen.

Ohne lange zu zögern, schlüpfte ich in meine Jogginghose, überquerte den Innenhof des Apartmentkomplexes und hinauf in Donias Wohnung, um den restlichen Abend und die Nacht bei ihr zu verbringen. Nach kurzen Förmlichkeiten mit ihrer Mitbewohnerin zogen wir uns in ihr Schlafzimmer zurück und “things escalated quickly”. Als wir beide schon mehr als in Stimmung waren, griff ich ins Nachtkästchen und der Horror nahm seinen Lauf! Mein Griff ging ins Leere, es waren keine Präservative mehr da! Nach kurzem Abwegen und der traurigen Bestätigung, dass ich auch in meinem, nur 2 Gehminuten entfernten Apartment keine mehr hatte, setzte die Enttäuschung ein, dass wir diesen Abend wohl nur mit uns, ohne Liebesspiel verbringen mussten. Aufgeheizt und enttäuscht schlüpften wir zurück in unsere Pyjamas, legten uns nah aneinander und verblieben schweigend für mehrere Minuten…

Plötzlich kam die Frage: “Jakob, do you use deodorant?“

Jeder lobt immer Auslandsaufenthalte und die unbezahlbaren Erfahrungen, die wir dadurch in unserer Jugend machen können, vor allem für die Fremdsprachen Entwicklung wäre es so förderlich. Was hier in meinen Augen selten berücksichtigt wird, ist, dass wenn knapp 20 Nicht-Muttersprachler für mehrere Monate Englisch miteinander sprechen, diese Entwicklung auch negativ sein kann bzw. es in der Kommunikation auch zu Missverständnissen kommen kann!

So auch hier, denn statt “deodorant” hörte ich “the other end“. Kaum überraschend war ich äußerst überrascht und versuchte vorsichtig nachzufragen, ob die Frage den ernst gemeint sei? Dieses Gespräch, in dem wir beide äußerst verwirrt waren, dauerte eine gefühlte Ewigkeit, jedenfalls wesentlich länger, als ich stolz bin zuzugeben. Für sie war es eine unschuldige Frage, da mein T-Shirt schon etwas gebraucht roch, während ich dachte, sie versuchte irgendwie doch noch ihre Lust zu stillen und nicht wirklich wusste, wie ich damit umgehen sollte! Nachdem die gefühlte Ewigkeit mit peinlich vorsichtigem Herumgefrage beiderseits ver- und uns endlich beiden ein Licht aufging, von was wir jeweils sprachen, brachen wir nur noch in schallendes Gelächter aus und verbrachten den restlichen Abend gemütlich zu zweit.

© Jakob Hysek 2020-12-24