Meine große Liebe

In meinem ersten Jahr in Wien habe ich Tanja kennengelernt. Tanja war die erste Freundin, die ich in Wien gefunden habe, und auch wenn wir keinen Kontakt mehr haben, werde ich nie diesen einen Satz von ihr vergessen. Ich hatte damals Streit mit meinem Freund. Er war meine erste große Liebe und die Gefühle für ihn lassen sich auch im Nachhinein kaum in Worte fassen. Sie hat sich eigentlich kaum dazu geäußert, weil sie mich nicht beeinflussen wollte. Doch irgendwann konnte sie wohl doch nicht mehr schweigen.

Ich fragte sie, ob sie glaube, dass er meine große Liebe ist und sie sagte nein. Sie meinte und dieser Satz ist immer noch tief in mir verankert, „ich glaube, deine große Liebe ist Wien.“

Damals wollte ich das natürlich nicht hören und schon gar nicht annehmen. Aber jetzt, Jahre später, glaube ich, sie hat recht.

Immer, wenn es mir schlecht geht, denke ich, immerhin geht es mir schlecht in Wien. Ich habe noch nie etwas so sehr geliebt wie diese Stadt.

Uns verbindet eine ganz besondere Beziehung. In ihr konnte ich das erste Mal in meinem Leben ankommen, ich selbst sein.

Das, was viele oftmals in der großen Liebe finden, fand ich in ihr, nämlich pure Akzeptanz und Selbstliebe. Sie gab mir die Kraft, mich anzunehmen, mit allem, was zu mir gehört. Sie gab mir das Selbstvertrauen, mein Herz zu öffnen und glücklich zu werden. Sie schenkte mir mich selbst, in meiner besten Version.

Sommer an der Donau, Winter in kuscheligen Cafés und urigen Bars, Sturm trinken und Weinwandern im Herbst. Und nichts ist schöner als Wien im Frühling.

Wien, du bist das beste und angsteinflössenste, das mir je passiert ist. Du hast mein Herz repariert. Es war lange gebrochen und du hast es wieder ganz gemacht.

Mit dir wachse und heile ich täglich. Ohne dich hätte ich vielleicht längst schon aufgegeben. Bei dir fühle ich mich wohl und sicher. Du bist meine Wahlheimat und vermutlich die einzige Heimat, die ich je hatte.

Wien, ich liebe dich.