von FranzForFuture
Generalprobenkarten waren immer schon heißbegehrte Objekte, insbesondere bei den Salzburgern, denn die Festspiele hatten den Ruf, dass die Karten für die Einheimischen ohnehin zu teuer sind. 1990 wurden diverse Kulturinitiativen und Hochschulen noch mit einigen Generalprobenkarten bedacht – und mein Vater hat drei Karten für den „Jedermann“, die besonders beliebt waren, ergattert! Also sah ich zum ersten Mal in meinem Leben gemeinsam mit meinen Eltern dieses Theaterereignis.
Die Neuinszenierung mit Helmuth Lohner faszinierte mich so sehr, dass ich einen befreundeten Franziskaner fragte, ob es die Möglichkeit gäbe… Und so sah ich den Jedermann in diesem Festspielsommer noch weitere 4 Mal vom Dachboden und vom Turm der Franziskanerkirche. Und ich wusste: Nächstes Jahr möchte ich da mitspielen.
Tatsächlich: In den Salzburger Nachrichten wurde zu einer Statistenauswahl eingeladen. Ich ging hin und wurde genommen. Junge, große Burschen waren gesucht.
Ich begann meine Jedermann-Karriere als „Fackelträger“, lebendes Bühnenbild bei der Tischgesellschafts-Szene. Eine halbe Stunde Strammstehen wurde mit vielen netten Dialogen und als Höhepunkt mit dem Auftreten des Tods belohnt. Mein schauspielerisches Talent hat man hier (noch) nicht entdeckt, aber ich fiel trotzdem auf wegen meiner Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Das war Ernst Andres, dem militärisch geprägten Statistenchef, besonders wichtig.
Deshalb wirkte ich 1992 selbstverständlich wieder im „Jedermann“ mit, wurde aber zusätzlich als Ersatz-Statist für die „Ordonanz“ und den „Bahrenträger“ eingeteilt. Erstere Rolle musste ich nur einmal bei einer Probe spielen, den Jedermann ins Grab getragen habe ich tatsächlich auch bei einer Aufführung, allerdings ungeprobt.
Schon 1991 war mir aufgefallen, dass einer der beiden „Büttel“, Peter Willmann, nach seinem Auftritt immer rasch wegmusste. Er eilte zu seiner eigenen Jedermann-Inszenierung bei der „Hinterwinkler Kulturbühne“, wo er die Titelrolle verkörperte. Ich wurde deshalb 1993 auch Ersatz-Statist für Peter Willmann. Ich probte einige Male statt ihm und spielte auch bei zwei Aufführungen seine Rolle. Ein netter Zusatzverdienst, denn er ließ mir beide Male seine Gage da.
Auch im Jahr darauf unterstützte ich routiniert wieder die „Firma Jedermann“, wie Regisseur Gernot Friedel liebevoll sagte.
1995 gab es eine Neuinszenierung mit Gert Voss als Jedermann. Alle meine bisherigen Rollen wurden gestrichen, aber ab jetzt war ich „Apfelpflücker im Hausgesinde“. Wenn der Tod seine Sense auf den Bühnenboden stieß, mussten wir laut schreiend ablaufen. Voss spielte sehr energetisch, dies übertrug sich auf uns. Bei der Fotoprobe stolperte ich und legte eine akrobatische Einlage hin. Der Regisseur meinte in der Nachbesprechung, ich soll das nicht beibehalten.
1996 endete meine Jedermann-Karriere mit einmaligen Erinnerungen.
P.S.: Ich kann den Text immer noch auswendig.
© FranzForFuture 2021-06-06