Meine Kinder dürfen alles, was sie wollen

Skye

von Skye

Story

Die Meine-Kinder-Dürfen-Alles Eltern meinen alles im Schwimmbad ist gratis und gehört somit ihnen. Wenn das eigene Kind daher vom Beckenrand springt und die Bademeisterin freundlich darauf hinweist, dass dies nicht erlaubt ist, erwidert die Mutter „Warum? Es ist doch so viel Platz in dem Becken“. Lässt sich die Bademeisterin dann auf eine Diskussion ein, ist sie verloren. Es läuft wie folgt: „Weil das alle anderen Kinder nachmachen und wir Chaos im Schwimmerbecken haben.“ Die Mutter stutzt nicht einmal für eine Sekunde. „Aber in anderen Bädern darf man springen trainieren.“ Die Bademeisterin seufzt und versucht die Situation im Bad weiter im Auge zu behalten. „Das sind andere Bäder. Wenn schon kann das Kind meinetwegen einmal ins Kinderbecken springen.“ Da reagiert die Familienmutter entrüstet. „Ich dachte, das ist doch viel gefährlicher. Es ist viel zu seicht.“ Die Bademeisterin gibt sichtlich auf. „Dann gar kein springen, wie auch immer.“ Der Elternteil ist eingeschnappt. „Da beschwere ich mich bei ihrem Chef.“ – „Bitte tun Sie das.“ In der Zwischenzeit werden fünf Liegen mit dem ganzen Hab und gut der Familie belegt und mit Leib und Seele verteidigt sollte sich jemand wagen eine unbenutzte Liege „zu klauen“. Je nach Gebrauch werden die Liegen nach draußen auf die Terrasse oder noch besser die Treppe runter ins Freibad getragen. Und nicht zurückgebracht. Im weiteren Verlauf des Sonntages findet sich in den Schwimmerbahnen dann die gesamte fünfköpfige Familie mit zwei Kindern mit Schwimmflügeln. „Bitte nicht in den Schwimmerbahnen mit Schwimmflügeln sein“, wendet sich die Bademeisterin an die Kinder. Da stapfte der Vater von hinten auf sie zu und fragt was denn das Problem wäre. Ein Schwimmer dreht neben den beiden Kindern in derselben Bahn seine Runden. Daneben schwimmen zwei Langstrecke Schwimmer ihre Bahnen mit Rollwenden. Die letzte Bahn ist jedoch spärlich mit ein paar älteren Damen und einem Volksschulkind belegt. Es wäre genug Platz in der letzten Bahn oder auch im großen Restschwimmbereich des Beckens. „Ich muss auf sie aufpassen, das geht nicht“, stellt sich der Familienvater quer. „Aber sie sind nur ein paar Schritte weiter“, verzweifelt die Bademeisterin. „Ah okay, ich dachte, sie meinen das andere Becken.“ Die Bademeisterin schüttelt den Kopf. „Okay-“ – „Super, dass sie die da herauswerfen, das ist echt ein Graus da noch zu schwimmen.“ Baut sich nun ein Schwimmer neben der Bademeisterin auf. Stark im Ego getroffen spielt sich der Familienvater nun zu seiner vollen Größe auf. „Die Kinder gehen nirgendwo hin. Das hat ihr Kollege auch schon so gesagt.“ Keine Chance. Game over.


© Skye 2023-07-27

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Funny, Komisch
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