MEINE LEBENSBEGLEITER

Margaretha Husek

von Margaretha Husek

Story

Es war höchste Zeit, wieder einmal meine Regale auszuräumen und die Bücher zu entstauben, sortieren und einige wenige in den öffentlichen Bücherschrank zu stellen. Ich habe ein Telefonhäuschen gefunden, wo ich Bücher hineinlegen kann, gefällt mir auch besser als die Papiertonne. Manchmal vergesse ich mal im öffentlichen Raum das eine oder andere Buch. Wer weiß, welche Reise es nimmt …

Bücher verdienen Achtsamkeit, Pflege und Raum. Sie begleiten mich schon, seit ich lesen kann. Von Märchen- und Sagenbücher angefangen bis später zu Romanen und Sachbüchern. Büchern gebührt derselbe Respekt wie zu Menschen. Bei beiden gibt es freilich graduelle Unterschiede und Ausnahmen.

Einige Bücher dürfen Gebrauchsspuren bis hin zu Notizen nicht nur tragen, sondern werden durch sie noch aufgewertet, so etwa wie Menschen mit Lebenserfahrung: Kochbücher und Reiseführer. In Fachbüchern wie Biologie und Geschichte, in Sachbücher wie Pflanzen- und Kräuterbücher, Handbuch für Zitate und Redewendungen schreibe ich durchaus Anmerkungen mit Bleistift dazu, bei allen anderen Büchern nicht.

Manchen von ihnen ziehe ich hübsche Sachen an. Vor allem mit Sand, Sonnencreme etc. wird der Umschlag sonst schnell ranzig. In Handbücher habe ich schon immer Post-it-Fähnchen geklebt, damit ich was finde. Handbücher, die ich sehr oft benutze trotz Digitalverfügbarkeit, sehen bei mir abgenützt aus und zeugen von meinem Nachschlagefleiß. Ich habe es schon als Studentin nicht ausgehalten, wenn Kommilitonen ihre Skripten und Büchern mit Eselsohren, Markieren oder Unterstreichen entweiht haben. Ein Buch ist ein Kulturgut, mit dem man pfleglich umzugehen hat. Ich habe Studien ohne einen einzigen Marker geschafft.

An sich behandle ich Bücher sehr liebevoll, Sachbücher besonders. Ich liebe sie und kann schwer welche aussortieren und weggeben. Natürlich kann es passieren, dass ein Buch im Gebrauch was abbekommt. Das schmerzt dann schon sehr.

So manches Buch erweckt wieder Reise-Erinnerungen. Die Stationen der Moskauer Metro sind aufgrund ihrer teilweise sehr prunkvollen Architektur bekannt. Ich konnte mich nicht sattsehen an den pompösen Kristalllustern. In der Ringlinie lächelte mich ein Fahrgast an, wortlos schenkte er mir ein Buch „Das Kiewer Russland“ in deutscher Sprache. Obwohl er gar nicht wusste, dass ich Deutsch spreche. Ich bedankte mich: „Oh! Danke! Thank you very much! Merci beaucoup.“ Jetzt fiel es mir wieder in die Hände. Es lag ein Lesezeichen darin. Wie ich zu dem Lesezeichen gekommen bin, ist mir rätselhaft. Ich habe nie welche gekauft. Abrupt unterbrach ich meine Putztätigkeit und vertiefte mich wieder darin.

Bücher sind Freunde!

Foto: pixabay20

© Margaretha Husek 2022-08-14

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