von Heidi Reiter
Heute werde ich euch mal etwas ĂŒber ein weiteres Mitglied in unserer Community erzĂ€hlen, nĂ€mlich von meiner Mutti – von uns allen schon seit Ewigkeiten MUDDI genannt, aber warum wir sie so nennen, wissen wir eigentlich mittlerweile selbst nicht mehr. Muddi ist ein absolutes Unikat und in ihrer Einzigartigkeit nicht zu ĂŒbertreffen. Vom Sternzeichen Stier, liebt sie die GemĂŒtlichkeit und das Dolce Far Niente wie kein anderer und im Delegieren ist sie die absolute Weltmeisterin – man könnte fast meinen, dass sie schon als GrĂ€fin auf die Welt gekommen ist und es schon seit der Kindheit gewohnt ist, Befehle an ihre Untertanen zu verteilen. Sie macht es aber immer mit dem ihr angeborenen Charme, dass man einfach nicht widerstehen kann und gar nicht mal merkt, dass man schon wieder auf die Stufe des Lakaien zurĂŒckgefallen ist. Bei meinen Golden Girls ist sie ja schon bestens bekannt, aber vor kurzem war wieder mal Besuch von einer Freundin aus Wien angesagt, welche nicht alle Gepflogenheiten bei uns im Hause kennt. Muddi wohnt ja prinzipiell im letzten Stock, aber da wir eine groĂe KĂŒche im Parterre haben, in der sich immer alle treffen, sitzt Muddi den ganzen Tag in dieser KĂŒche und spielt Concierge und sie weiĂ auch ganz genau wer im Haus ein und aus geht und was die lieben Nachbarn so machen. Der Auftrag einer Concierge wĂ€re ja normalerweise, dass sie ankommenden GĂ€sten auch die TĂŒre aufmacht, aber das ist bei Muddi definitiv nicht der Fall, denn wenn sie mal sitzt, dann steht sie auch nicht mehr auf, da kann drauĂen die Welt untergehen, aber sie bleibt davon komplett unberĂŒhrt. Mit meiner Freundin hatten wir vereinbart, dass wir uns zu Hause treffen, aber leider gab es bei mir wieder mal einen Notfall und ich musste noch schnell einkaufen gehen und wie es immer so ist, kam meine Freundin aus Wien just in dem Moment bei uns an, als ich nicht zu Hause war. ErgĂ€nzend möchte ich noch erwĂ€hnen, dass es an diesem Tag wirklich „Cats and Dogs“ geregnet hatte und ein Mega-Gewitter ĂŒber das Land gezogen ist. Meine Freundin sieht also Muddi durch das Fenster in der KĂŒche sitzen und deutet ihr an, doch bitte die TĂŒre aufzumachen, aber da hatte sie leider auf Granit gebissen, denn meine liebe Muddi schaute kurz raus, drehte sich dann demonstrativ wieder um und schaute einfach weiter Fernsehen. Die Lage spitzte sich extrem zu und als ich 10 Minuten spĂ€ter wieder daheim war, sah ich, wie meine Freundin bei uns auf der Terrasse hin und herlief und um Einlass bat – mittlerweile schon tropfnass und vom Stimmungsbarometer her nicht mehr ganz im positiven Bereich. Ich erlöste sie von ihrem Schicksal und als wir endlich im Haus waren, schaute meine Muddi dann ganz seelenruhig zu uns und sagte, „Ach du bist das, ich habe geglaubt, das sind schon wieder die Zeugen Jehovas, deshalb habe ich nicht aufgemacht, aber ich hab dich auch nicht erkannt, denn du bist ja ganz schön dick geworden. Bei so einem Charmebolzen könnte es einem schon fast warm ums Herz werden, und man wĂŒrde am liebsten wieder umdrehen, aber eines muss man Muddi lassen, sie steht zu ihren Eigenschaften mit einer HartnĂ€ckigkeit, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nie woanders so erfahren habe und fĂŒr ihre Direktheit benötigt man so ein dickes Fell wie die EisbĂ€ren in der Antarktis, aber in puncto Gelassenheit kann man von ihr auf jeden Fall noch etwas lernen. Also genieĂt euren Tag mit der Gelassenheit meiner Muddi, dann kann auch nichts mehr schiefgehen. Eure Cleo!
© Heidi Reiter 2024-11-09