Meine Nacht im Puff

Ja, du hast richtig gelesen, ich habe eine ganze Nacht im Puff verbracht. Der eine oder andere mag sich jetzt daran erinnern, wie er dort nur wenige Stunden verbracht hat, natürlich immer nur während eines Junggesellenabschieds. Andere werden jetzt schon aufhören wollen zu lesen, weil sie keine sieben Pferde jemals in so ein Etablissement bringen würden, doch eines kann ich mir bei vielen Lesern vorstellen: Die Neugier.

Ich muss zugeben, nachdem ich meine Nacht im Puff verbracht habe, musste ich nicht nur einmal Rede und Antwort stehen, denn jeder, der davon hörte, wollte einen genauen Bericht. Es waren bequeme Betten, kleine Badezimmer und viel zu dünne Wände. Aber alles war sauber und ordentlich.

Wen es jetzt schüttelt, weil er daran denkt, wie viele Menschen sich bereits in diesen Betten vergnügt hatten, bevor ich hineingeschlüpft bin, kann ich den Gedanken verstehen, aber die Betten waren neu, ebenso wie die Bettwäsche.

Der Puff befand sich in einem Wohnhaus bzw. in einem Wohnblock. Auf Klingeln reagierte niemand, doch nach dem Durchforsten der digitalen Kommunikation fanden wir heraus, dass wir uns in der Kneipe, die sich um das Haus herum befand, melden sollten. Die Kneipe wirkte von außen nicht besonders einladend und so wartete ich draußen. Das Bild im Inneren sollte das äußere Bild bestätigen. Eine Alkoholiker-Kneipe, wie man es sich aus jedem Buch und Film vorstellen kann.  Schnell kam mein Freund mit dem Schlüssel heraus und wir machten uns auf den Weg in den Puff. Durch das Treppenhaus im Wohnblock gingen wir in den zweiten Stock. Noch sah alles nach einmal normalen Wohnblock aus. Vor einigen Wohnungen standen neben der Fußmatte Schuhe.

Durch eine Glastür gingen wir in einen Flur, von dem die einzelnen Zimmer abgingen. Am Ende des Flures war unser Zimmer, das mit Liebe zum Detail eingerichtet war.

Was wir bei der Buchung unseres Hotels nicht wussten, nur wenige Monate zuvor, waren die Hotelzimmer noch ein Puff. Dies wurde uns vor der Übernachtung von Freunden mitgeteilt und obwohl es ein komisches Gefühl war eine Nacht im Puff zu verbringen, erinnerten nur die dünnen Wände noch an etwas anderes als an ein Hotel.