Meine Nase, deine Nase

FrauXYZ

von FrauXYZ

Story

Regelmäßig werde ich aufgrund meiner Berufswahl zum Covid-19-Antigentest gebeten, Stäbchen rein, Stäbchen raus und die Sache ist erledigt. Heute bitte ich um zahlreiches Erscheinung meiner Kolleginnen in meiner kleine Teststraße. Ich schlüpfe in mein professionelles, aber überhaupt nicht ansehnliches Outfit hinein, denn damit werde ich definitiv keinen Preis gewinnen. Ich trage ein Netzhäubchen, eine Sicherheitsbrille und eine FFP2-Maske, weiteres trage ich über meiner Dienstkleidung einen grünen Kittel und blaue Einmalhandschuhe. Mir wird schnell warm. Das Händedesinfektionsmittel ist mein bester Freund.

Knapp 20 Nasen stehen auf meiner Liste und ich habe die „Ehre“, sie mit meinen sterilen Stäbchen zu beglücken. Nach der Reihe treffen die Kolleginnen ein, ich erkläre jedem einzelnen bei jeder Testung die geplanten Schritte. Meine Vorbereitungen und Handgriffe werden genau verfolgt, sie sind mittlerweile zielsicher und routiniert. Bei manchen liegt Unsicherheit in der Luft, anderen ist es egal, ob sie getestet werden und manche lassen sie testen, weil es halt notwendig ist.

Gleich bei meiner ersten Nase stelle ich etwas fest und mit jeder weiteren kann ich ein bestimmtes Gefühl besser beschreiben. Die ganze Situation hat etwas Intimes. Sie sitzen vor mir und warten, dass ich beginne. Mir wird tief in die Augen geblickt, ich blicke ihnen wiederum in die Nasenlöcher. Beim Einführen des Stäbchens erweitern sich die Augen und der Blick geht zur Decke. Die Nase kitzelt, eine Träne geht verloren und der Spuk ist vorbei.

Ich bevorzuge es, wenn sie die Augen schließen, da durch läuft alles entspannter ab. Nach 15 Minuten ist das ganze Prozedere pro Nase erledigt. Zum Abschluss frage ich eine Kollegin, ob sie sich ihren Corona-Schwangerschaftstest als Erinnerung mitnehmen möchte. Lachend dankt sie ab. See you all next week.

Photo by Braydon Anderson on Unsplash

© FrauXYZ 2021-01-12

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