Meine Reise ins ferne Land … Vorarlberg

Franziska Leitner

von Franziska Leitner

Story

Eines Abends, es ist bereits stockdunkel, steige ich in Saalfelden in den Zug nach Feldkirch. Jaaaa, ok. Meine Reise geht nach Feldkirch, mein Zug fährt erstmal nur bis Wörgl. Umsteigen. Innsbruck. Umsteigen. Feldkirch. Geplante Ankunftszeit: 23:50. Wenigstens jeweils nur ein paar Minuten Wartezeit. Soweit so gut.

Seit ein paar Tagen wüten bereits wilde Schneestürme im Westen. Am Reisetag aktualisiere ich jede Stunde den Fahrplan ob der Arlberg seine Pforten eh noch nicht dicht gemacht hat. À la: „Du kommst hier ned rein.“ Oder wie sie in Vorarlberg sagen: „herncjgdnfifbsjagajfirprptnd“. Beim 10. Aktualisieren von Scotty (keine bezahlte Werbung) wird plötzlich alles rot. Fuck! Ups! Ich meinte: Scheiße! Schienenersatzverkehr. Ruhig bleiben! Voraussichtliche Ankunftszeit: 1:05. Soweit so immer noch gut. Ich schaff das, ich zieh das durch!

Oder soll ich nicht doch zu Hause bleiben? Bekomme ich die 50 Euro fürs Ticket denn zurück? Außerdem so viel Schnee. Zu gefährlich um überhaupt aus dem Haus zu gehen! Nun bin ich aber eine Person die ihr Wort hält, egal ob die Welt gerade untergeht. Also doch rein in den Zug.

Wenn ich mit dem Zug reise liebe ich es, mir meinen Platz ganz gemĂĽtlich einzurichten, mit meinem Reisebegleiter, einem guten Roman. Also dem Buch! Der Zug schaukelt sanft, die monotonen Geräusche lassen mich zur Ruhe kommen. Ich bin auf dem Weg. Juhu! Wir fahren von Station zu Station, halten in jedem noch so kleinen Ka…Dorf.

Irgendwie mag ich ja das langsame Abbremsen vor der Station, die Leute am Bahnsteig beobachten, dann wieder losfahren, erst träge, dann volle Fahrt. Immer wieder, wie in einer Schleife. Abbremsen, schauen, weiterfahren. Abbremsen, schauen, weiterfahren. Abbremsen, schauen, schauen, schauen, auf die Uhr schauen… wo sind wir eigentlich? Kirchberg in Tirol. „Aufgrund eines was-auch-immer verzögert sich die Weiterfahrt um 5 Minuten.“ … „Um weitere 10 Minuten.” Aaaaah! Ich hab doch nur 7 Minuten Zeit zum Umsteigen in Wörgl! Der Zugbegleiter: „Sie kennan an späteren Zug von Wörgl nehmen, oba der fährt a nur bis Innsbruck. Vo dort gibts dann aber heut keinen Zug mehr nach Feldkirch. Wenn diese Pandemie ned wär wĂĽrdns an Hotelgutschein von uns bekommen, oba de Hotels haben ja grad alle zu.“

Nun will ich ja schon längst mal im Winter draußen übernachten, aber in einem Daunenschlafsack, im 4-Jahreszeiten-Zelt am Berg, mit Ausblick und 20 wärmenden Schichten. Und nicht auf Beton mit Blick auf Beton. So weit so gar nimma gut! Aber Glück im Unglück! 35 Minuten später fährt der letzte Zug heute in die Gegenrichtung.

Meine Reise endet also bereits nach nur drei Stunden. Weit bin ich gekommen…NOT. Immerhin bin ich froh und auch stolz, dass ich es trotzdem mit dem Zug probiert habe. Du musst wissen, ich war nach Aktualisierung 10 kurz davor, doch das Auto zu nehmen. Da wär ich dann stundenlang im Schneechaos im Stau gestanden, und das natürlich bei laufendem Motor weil arschkalt.

Nur fĂĽr dich, Mutter Erde!

© Franziska Leitner 2021-04-27

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