Meine Schwester Mitzi

Sie war eine ganz liebe Schwester. Zu mir war sie wie meine Mutter, da sie um sieben Jahre älter war als ich. Ich bin ihr immer auf Schritt und Tritt nach. Wir schliefen in einem Ehebett, welches mit Holz schön verziert war. Ohne sie konnte ich gar nicht schlafen. Sie führte gerne die Jungschar. Das Theaterspielen hat sie uns gut beibringen können. Neben ihr hatte ich mich immer geborgen gefühlt.

Als sie heiratete, war das für mich schon eine schwere Zeit und eine große Umstellung. Für sie war es ebenfalls eine große Umstellung. Das Leben geht aber weiter und bringt auch das, was man sich nicht hat vorstellen können.

Sie hatte eine große Familie und eine Landwirtschaft. Ein Mädchen und fünf Buben hatte sie. Ich besuchte sie in dieser Zeit oft, was ich mir auch zum Ziel setzte.

Wir gingen ein Jahr gemeinsam in die Schule. Sie in der letzten und ich in der ersten Klasse. Den Schulweg gingen wir gemeinsam zu Fuß. Bei normaler Geschwindigkeit dauerte dieser eine dreiviertel Stunden, wenn man schnell ging eine halbe Stunde. Für mich unvergesslich sind wir einmal zu spät gekommen. Ich traute mich nicht in meine Klasse. Wir hatten deswegen am Gang gestritten. Dadurch wurde es noch später!

Mit mir hat meine Schwester schon auch viele Kämpfe austragen müssen. Im Alter hatten wir viel miteinander telefonieren können und wir haben uns gut verstanden. Aber alles geht vorüber. Jetzt bin ich auf mich allein gestellt.

Einen Monat nach meinem Mann starb auch sie. Beide wurden erlöst und sind zu Gott gegangen. Da muss man dann selbst nachgeben und an die Zeit zurückdenken, welche man mit ihnen hatte.