von Sila Tas
Prolog (Tagebuch)
,,Hi Mason,
Liebe ich Dich?
Kann man denn Jemanden nach nur einem Gespräch lieben?
Es war unser erstes richtiges Gespräch und fast wollte ich Dir mehr erzählen, als ich eigentlich sollte. Vielleicht warst Du mir einfach nur sympathisch. Vielleicht war es einfach nur dein Lächeln. Aber es war so vertraut mit Dir zu Reden, als würde ich Dich schon länger kennen. Als wärst Du schon immer da gewesen. Du warst geneigt mir zuzuhören, wenn ich sprach. Ich habe mich… ich habe mich neben einem Menschen, dem ich das erste Mal so nah war, wohlgefühlt. Hast Du Dich denn auch so gefühlt?
War ich Dir auch so vertraut?
Deine Sheila“
1 Kapitel
Traurige Menschen können sich ändern. Sie können besser werden und ein erfülltes Leben leben. Sich mit vielen Menschen anfreunden, Spaß haben und sie begehen nie wieder Fehler und werden glücklich. Jedenfalls wünsche ich mir, dass das möglich ist. Möglich für mich. Vielleicht würde es sogar ausreichen, wenn nur eine einzige Sache in meinem Leben erfreulich wäre.
,,Hi“ begrüßt er mich lächelnd, wie jeden Abend. ,,Hiii“ lächle ich zurück mit einem Grinsen, das offensichtlich zeigt, wie sehr ich mich über seinen FaceTime Anruf freue. Es ist zwar spät am Abend und möglicherweise sollten wir schon schlafen, aber keiner von uns beiden kann unsere nächtlichen Gespräche ablasen. Und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich lieber schlafen wollen würde, also strahle ich ihn weiterhin an und bewerfe ihn wieder mit vielen verschiedenen Fragen über sein Lieblings-Dies und Das. Und wer hätte gedacht, dass wir uns mit den Antworten als Zwillinge entpuppen.
,,Du machst mir nur nach. Antworte ehrlich!“ wiederholt er nach jeder Antwort von mir auf die Fragen, auf die er die gleichen Antworten gab. Es war einfach nicht zu fassen, wie gleich wir eigentlich denken, also sprach er aus, was ich längst dachte und ich konnte nur lachen, während er es mir gleich tat. So vergingen die Stunden bis in die Nacht hinein.
Und dann kam es wieder. Das Gefühl von der Last, die sich auf meine Schultern setz. Wie sich meine Brust klemmt und ein Kloß in meinem Hals entstehen lässt. Ich hasse es. Ich hasse es, dass mein Körper unerwartet und ungewollt traurig wird und ich nichts dagegen tun kann. Es kommt und sitzt auf meinem Herzen bis ich müde werde. Als würde mir mein eigener Körper nicht erlauben auch nur einen Moment Freude zu empfinden. Ich wollte mit Ihm lachen. Ich wollte mit Ihm ungestört plaudern, aber jedes Mal ist es so als würde mir mein Körper sagen wollen ,,Lass es raus; du kannst mit Ihm reden“. Irgendwann werde ich das auch tun, aber noch nicht jetzt. Ich möchte nur ein kleines bisschen mehr Zeit mit diesem leichten Gefühl. Denn vielleicht gibt es doch diese eine einzige erfreuliche Sache in meinem Leben. Ein Jemand. Mason.
© Sila Tas 2025-02-14