von Philip
Die Chronik meiner Familie, die vom jüngsten Sohn des Großvaters geführt wurde, reicht bis ins Jahr 1875 bis zum 30. Juni, dessen Geburtstag, zurück. Am 19. September 1897 heiratete Mein Großvater seine Frau Kristina aus Neu Verbass in Gospodjinci (zu Deutsch: Lieb Frauendorf; unter ungarischer Verwaltung: Poldogassionfalva. Die Eltern meines Großvaters ( Gottfried und Julianna ) wurden sogar bereits im Jahre 1845 geboren. Unsere Großeltern bekamen mehrere Kinder, die zunächst alle in Gospodjinci geboren wurden; nur Tante Elisabetha wurde am 18.1.1907 In Kleweland – Nord Amerika geboren. Anlässlich eines Besuches bei Onkel Georg, ihrem jüngsten Bruder, besserte sie am 18.12.1955 diese Eintragung aus: Kleveland, O Hei O- richtig aber Cleveland, Ohio. Was mag meinen Großvater veranlasst haben, seine schwangere Frau samt Kinder in Gospodjinci zu verlassen und nach Ohio zu siedeln, wo er ja einen Verwandten hatte, der schon länger dort wohnte? Ja, richtig; er benötigte Geld für weitere Investitionen in seinen Rauchfangkehrerbetrieb. Außerdem mussten die Schwaben mit evangelisch Augsburgischem Religionsbekenntnis hunderte Jahre vorher ihre Heimat verlassen! „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“ lautete damals der politische Grundsatz! Zuletzt versuchten ja die Ungarn eine solche Politik. Der Kommandant, der in Gospodjinci das Sagen hatte, meinte zu meiner Mama: Wir würden ab jetzt Ungarisches Brot essen, daher würde unser Dorf ab jetzt Poldogassionfalva heißen. Meine Mama entgegnete, wir würden immer noch unser eigenes Brot essen! Etwas anderes müsse er erst beweisen!
Innerhalb relativ kurzer Zeit hatte Großvater einen Haufen Geld verdient, es tauchten aber auch die ersten Zeichen von Gangstertum (Prohibition) auf, weshalb sich meine Großmutter aufmachte, ihren Mann aus den USA zurückzuholen. Da kam Tante Elisabetha in Cleveland zur Welt.
Tante Elisabetha heiratete am 27. August 1925 in Gospodjinci wieder einen Mann, nämlich Andreas, aus der Familie Trautmann, obwohl Großmutter Kristina schon eine ihrer Töchter unglücklich mit einem Spross aus der Familie Trautmann verheiratet hatte.
Sogar nachdem Onkel Andreas aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war und meiner Mama nach 14 Jahren die Nachricht vom Tod meines Vaters im Gefangenenlager Temeswar überbracht hatte, stritt er immer wieder mit Lisitante, dass sie ihrem Sohn jene nachteiligen Erbanlagen mitgegeben habe, dass aus dem Kind nie ein ordentlicher Mann werden könne.
Schließlich verließ Georg – Juri genannt- Vater und Mutter und wanderte wieder nach Cleveland/ Ohio/USA aus. Philip war gerade dabei das Bäckerhandwerk zu erlernen, als er, der ebenfalls in Schwanenstadt Schildermaler erlernt hatte, sich von mir traurig verabschiedete. Als Juri mich und Christl 16 Jahre später mit seiner verwitweten Mutter wieder besuchte, war er bereits ein gemachter Mann mit gutgehendem Schildermalerbetrieb in Ohio.
© Philip 2023-02-03